Buch 1, Epilog: „Die Askanier in der Mark“


Der rote Adler wurde unter Markgraf Otto I. zum Staatswappen Brandenburgs und ist es seit 1990 wieder

Die Geschichte der Mark Brandenburg ist unzertrennlich mit dem ostsächsischen  Geschlecht der Askanier verknüpft.
Laut Sachsenspiegel reichen die Wurzeln bis auf die altgermanischen Sueben zurück, nachprüfen lässt sich dies freilich nicht.
Ihren Stammbau kann man verbindlich bis ins frühe elfte Jahrhundert zurückverfolgen. Graf Esico ist der erste namentlich bekannte Vertreter dieses Geschlechts, was die Askanier zu einer der ältesten deutschen Hochadelshäuser macht. Albrecht, genannt der Bär, Ur-urenkel des Esico,  setzte der Dynastie und dem südöstlichen Harzgebiet seinen Stempel auf. Mit seinem Tod, teilten die Söhne gemäß dem väterlichen Vermächtnis den Familienbesitz, woraus zunächst drei askanische Hauptzweige entstanden:

  • Die Linie Brandenburg (ausgestorben 1320)
  • Die Linie Weimar-Orlamünde (ausgestorben 1486)
  • Die Linie Anhalt-Aschersleben-Sachsen

Letztere unterteilte sich im Verlauf in weitere Linien:

  • Sachsen-Wittenberg (ausgestorben 1422)
  • Sachsen-Lauenburg (ausgestorben 1689)
  • Anhalt, das sich wiederum unterteilte und wovon heute noch ein Zweig existiert.

Die Markgrafen Brandenburgs

Albrecht I.
(um 1100 bis 1170)

Durch die 1134 unter Kaiser Lothar III. erfolgte Erhebung zum Markgrafen der Nordmark, begann unter Albrecht I. die Frühgeschichte der späteren Mark Brandenburg. Als 1150 die Havelfestung Brandenburg und das umliegende Havelland als Erbe an die Askanier fiel, waren die territorialen Rahmenbedingungen für den Anfang der späteren Mark Brandenburg gegeben. Im Juni 1157 eroberte er die kurz zuvor verlorene Burg von Jaxa von Köpenick zurück, einem christianisierten Wendenfürsten. Es begann ein zaghafter Zuzug von Siedlern aus dem Westen des Reichs, wodurch der Landesausbau erste Impulse erhielt.
Im Oktober 1157 bezeichnete sich Albrecht I. erstmals in einer Urkunde: Ich Albrecht, von Gottes Gnaden Markgraf in Brandenburg“; „Ego Adelbertus Dei gratia marchio in Brandenborch“.

Albrecht legte den Grundstein zur Entstehung der Mark, ob er gleichzeitig der erste brandenburgische Markgraf war, ist eine Frage der Betrachtung und vielleicht auch der persönlichen Präferenz.


Otto I.
(1125 bis 1184)

Nach der askanischen Erbteilung im Jahre 1170, folgte Otto I. dem Vater als Markgraf. Seine Regierung war geprägt durch Landeskonsolidierung und von einer intensiven Besiedlungspolitik. Aus vielen Gebieten des deutschen Reichsteils wanderten hierzu Kolonisten in die Mark ein. Die meisten dieser Siedler stammten aus den Regionen Frieslands, Seelands, Hollands sowie aus Flandern, vom Niederrhein sowie Ost- und Westfalen. Sie gaben dem Land sein typisches Erscheinungsbild, das sich besonders in den roten Packsteinbauten der brandenburgischen Altstädte sichtbar manifestiert.
Mit dem Siedlerzuzug, ging die Christianisierung der slawischen Bestandsbevölkerung einher. Bedeutende Klosterstiftungen wie Lehnin in der Zauche, waren sowohl wichtige Eckpfeiler bei der Erschließung des Landes als auch Kristallisationspunkt einer rasch fortschreitenden Missionierung der Elbslawen.

Die Askanier waren in der Zeit der staufischen Kaiser zweckgebundene Anhänger des schwäbischen Geschlechts und profitierten wiederholt davon. Im Streit gegen die Welfen hielt sich Otto lange zurück, war aber in der Schlussphase aktiv beteiligt. Er erlebte 1180 die Demütigung und Entmachtung von Herzog Heinrich dem Löwen, konnte daraus aber keine territorialen Vorteile erringen, ganz im Gegensatz zu seinem jüngsten Bruder Bernhard, der zum Herzog von Sachsen aufstieg.

Otto kann als der erste tatsächliche Markgraf Brandenburgs gesehen werden, das die Mark als eigenständiges Fürstentum erst unter seiner Regentschaft Gestalt annahm. In seiner Regierungszeit ist der rote märkische Adler erstmals dokumentiert.


 

Otto II.
(1148 bis 1205)
Albrecht II.
(1177 bis 1220)

Otto II. ab 1184 und sein Halbbruder Albrecht II. ab 1205, konnten nacheinander regierend das Erbe des Großvaters und Vaters bewahren und sowohl Ausbau wie Expansion Brandenburgs weiter vorantreiben. In ihre Zeit fiel der große dritte Kreuzzug ins Heilige Land und der Tod Friedrichs I. Barbarossa sowie der sich daran anschließende Thronstreit des Welfen Otto IV. mit dem Staufer Philipp von Schwaben. War Otto II. noch ein Anhänger der Staufer, musste Albrecht II. lavieren und bezog aus pragamatischen Gründen zeitweise Position für den welfischen Kaiser Otto IV., um danach wieder ins staufische Lager des jungen Friedrich II. zu wechseln.


 

Johann I. & Otto III.
(um 1213 bis 1266) (1215 bis 1267)

Unter den bedeutenden markgräflichen Brüdern Johann I. und Otto III., Söhne Albrechts II., wuchs die Mark Brandenburg zu einem der größten Fürstentümer des Heiligen Römischen Reichs. Zunächst noch unmündig, sorgte die energische Mutter dafür, dass ihre Söhne zu ihrem Recht kamen. Als außerordentlich erfolgreiche Heerführer und Verwalter, schufen sie ein mächtiges Brandenburg, dass die gesamte Regiin rechts der Elbe dominierte. 1257 wurde erstmals das Kurrecht, das Privileg zur Königswahl ausgeübt, womit man in den höchsten Kreis der Reichsfürsten aufstieg. Bis zum Ende ihrer über 40 Jahre dauernden Regentschaft, hatten sie stufenweise eine Regelung erarbeitet und umgesetzt, die die territorialen Teilung Brandenburgs unter ihren insgesamt zwölf Söhnen regelte, bei gleichzeitig politischem Zusammenhalt. Sie gründeten während ihrer Rwgierung zahlreiche Städte, woraus sich ihr Beiname die Städtegründer ableitete. Vielleicht waren sie die größten askanischen Markgrafen überhaupt.


 

Otto IV.
(1238 bis 1308)

Markgraf Otto IV. tat sich unter seinen elf Brüdern, Halbbrüdern und Vettern als der hartnäckigste, langatmigste und mit einer Ausnahme, langlebigste Charakter hervor und gab der brandenburgischen Politik durch sein energisches Wesen nachhaltig die Richtung vor. Die von vielen Markgrafen zeitgleich verwalteten brandenburgischen Teile konnten gegen aller Erwartung größtenteils ohne schwere Auseinandersetzungen nebeneinander und miteinander koexistieren, obwohl es mit Otto V. dem ältesten Vetter der Ottonischen Linie, kurzzeitig doch zum ernsten Konflikt kam. Neben Otto IV., war es Bruder Konrad und Vetter Otto V., die die Akzente setzten. Brandenburg wuchs in dieser Zeit durch Eroberungen, Heirat besonders aber durch Kauf weiter und festigte seine Position im Konzert der einflußreichen Fürstentümer des Reichs. Otto IV. führte zahlreiche Kriege und war in der Verfolgung seiner Ziele ungewöhnlich ausdauernd. Rückschläge selbst größerer Natur entmutigten ihn nicht. Niederlagen konnten dadurch langfristig in Erfolge umgemünzt werden. Da er kinderlos blieb, regierte gegen Ende sein späterer Nachfolger Waldemar  als Mitregent an seiner Seite.


 

Waldemar I.
(um 1280 bis 1319)

Mit dem Tod Ottos IV. folgte Neffe Waldemar als regierender Markgraf. Zu Beginn seiner Regentschaft führte er die territoriale Expansion Brandenburgs fort und erweiterte im Vertrag von Soldin das Gebiet um die hinterpommerschen Burgbezirke Bütow, Rügenwalde, Stolpe und Schlawe. Später verkaufte er diese Landstriche an den Herzog von Pommern-Wolgast. Er liebte eine prächtige Hofhaltung und einen hochherrschaftlichen Habitus. Der Fürstentag zu Rostock, anlässlich dessen er von König Erik VI. von Dänemark, mit dem er verwandt war, zum Ritter geschlagen wurde, galt als die wahrscheinlich größte Veranstaltung der Zeit. Durch das Aussterben der Ottonischen Linie Brandenburgs vereinte Waldemar kurzzeitig alle brandenburgischen Gebiete unter seinem Regiment, was ihm den Beinamen der Große einbrachteEr starb frühzeitig im mittleren Alter ohne eigene Nachkommen zu hinterlassen. Sein unmündiger Neffe Heinrich II. wurde sein designierter Nachfolger und brandenburgischer Universalerbe.


 

Heinrich II.
(1308 bis 1320)

Heinrich II., genannt das Kind, war beim Ableben Waldemars erst elf Jahre und damit unmündig. Er und die Mark wurden augenblicklich zum Spielball nahezu aller angrenzenden Fürsten. Ein rascher Abfall ganzer märkischer Regionen war schon nach wenigen Wochen vollzogen. Neben dem Streit um etwaige Ansprüche an der Mark, markierte der Streit um die Vormundschaft über Heinrich eine Facette der Gesamttragödie. Mit 12 Jahren wurde Heinrich von König Ludwig IV., seinem Onkel, für mündig erklärt. Tragischerweise verstarb er schon wenige Tage nach seinen ersten Regierungshandlungen, vermutlich in Prenzlau, in der Uckermark.

 


Mit dem Tode Heinrichs II. gingen 166 Jahre askanische Geschichte in Brandenburg zu Ende. Das Geschlecht der Askanier gab der Mark ihre Anfangsprägung. Sie erschlossen die Landschaften östlich von Elbe und Oder dem deutschen Kulturkreis, ohne das dort koexistierend slawische Erbe auszumerzen, wenngleich es über die Zeit mehr und mehr verdrängt wurde. Mit dem Erlöschen des ältesten askanischen Zweigs brach über die Mark Brandenburg ein mehrjähriges Interregnum herein. Acht Generationen askanischer Markgrafen hinterließen ein neues, gleichzeitig prominentes Fürstentum das die Reichsgrenze im Osten bildete. Ihr Stamm erlosch, die Gräber in den von ihnen gestifteten Klöstern Lehnin und Chorin gingen in den Jahrhunderten verloren doch blieben ihre Namen und Taten durch die Zeit bis heute erhalten.

Vielleicht konnte dieses Buch dazu beitragen, die mitunter verwirrenden Zusammenhänge rund um die Entstehung und Ausbreitung der Mark Brandenburg zur Zeit der Askanier in gebührend ausführlicher Weise darzulegen.


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