Buch 1, Kapitel VI: „Albrecht II.“


Albrecht war der dritte und jüngste Sohn  Markgraf Ottos I. Albrechts Mutter Adelheid war Ottos zweite Ehefrau. In einer auf den 1. Januar 1177 datierten Urkunde werden beide Personen erstmals namentlich erwähnt, womit er 1176 oder früher geboren wurde. Er erhielt den Namen seines berühmten Großvaters.
Nach dem Tod des kinderlos gebliebenen Halbbruders trat er 1205 dessen Nachfolge an. Er übernahm die Regentschaft in einer für das Reich schwierigen Zeit. Seit dem vorzeitigen Tod Kaiser Heinrichs VI. kämpften zwei gekrönte Könige um die Alleinherrschaft. Während die Partei der Staufer Philipp von Schwaben wählten, kürten die Reichsfürsten entlang des Niederrheins den Welfen Otto von Braunschweig. Schon seit sieben Jahre führten die Kontrahenten zwischenzeitlich den Kampf um den Thron, doch neigte sich das Kriegsglück allmählich dem Staufer zu.
In Brandenburg leiteten die Askanier mittlerweile in vierter Generation die Geschicke der sich langsam entfaltenden Mark. Der Aufstieg der Askanier von einfachen Grafen, mit verstreutem Besitz im östlichen Harzvorland und in Anhalt, hin zu Markgrafen oder, wie im Falle der sächsischen Nebenlinie, sogar zu Herzögen, schürte bei einigen der angrenzenden Fürsten längst Missgunst und führte unvermeidlich zu offener Rivalität. Im Wettlauf um die unerschlossenen Regionen zwischen Havel, Spree und Oder, griffen die Kontrahenten jetzt immer öfter zu den Waffen, nicht nur um sich Gebiete der heidnischen Slawen zu unterwerfen, auch schon um die jeweiligen Mitbewerber auf Distanz zu halten.


Die Elbslawen in Brandenburg und ihr Vermächtnis

Wenn von unerschlossenen Regionen die Rede ist, sind jene Landschaften gemeint, die noch überhaupt nicht oder nur kaum christianisiert waren, unter der Kontrolle unterschiedlicher elbslawischer oder spreeslawischer Stämme. Die  seit dem sechsten Jahrhundert entlang der Spree von Südosten eingewanderten Slawen vermochten das weite Gebiet nur sporadisch zu besiedeln. Vor den Slawen war unter anderem der Stamm der westgermanischen Semnonen seit dem ersten vorchristlichen Jahrhundert zwischen Elbe, Oder und zeitweise über die Oder hinaus, bis zur Warthe sesshaft gewesen, bevor diese unter Zurücklassung vom Resten gegen Ende des vierten Jahrhunderts im Rahmen der großen Völkerwanderung an den Oberrhein abwanderten.
Im zehnten Jahrhundert erfolgte erstmals ein dokumentierter sächsischer Vorstoß in die Region rechts der Elbe. König Heinrich I. brachte die Elbslawen unter die Herrschaft des ostfränkischen Reichs. Eine wirkliche Herrschaftsausübung erfolgte nicht, die unterworfenen Stämme wurden tributpflichtig und leisteten zeitweise Heerfolge. Sohn Otto I. unterteile im Jahre 965 die bis dahin pauschal als Ostmark bezeichneten, weiterhin fast ausschließlich slawisch besiedelten Gebiete östlich und südöstlich der Elbe, in fünf kleinere Marken, darunter die sogenannte Nordmark, deren damalige Gestalt  grob dem heutigen Bundesland Brandenburg entsprach. 983 kam es in der Nordmark zum großen Slawenaufstand. Im Lutizenbund vereint, schüttelten sie die Herrschaft des Markgrafen Dietrich von Haldensleben ab, vertrieben die Sachsen und ihre christlichen Missionare und zerstörten die Bistümer Havelberg und Brandenburg. Seither war das Land zwischen Elbe und Oder wieder autonom. Alle Versuche zur Zeit der späten ottonischen Herrscher das Land wieder dauerhaft zu unterwerfen, scheiterte am energischen Widerstand der Lutizen. Erst wieder im zwölften Jahrhundert, nachdem sich unter den slawischen Stämmen zunehmende Rivalitäten ausgebreitet hatten und der christliche Glaube bei vielen ihrer Edlen zur Mode wurde, zerbrach der Bund und die Zeit der Autonomie ging zu Ende. Teile der sächsischen Gaugrafen in den ehemaligen Grenzgauen, die zum Teil noch aus der Zeit Karls des Großen stammten, hatten sich in den zurückliegenden rund 300 Jahren zu Lokalgrößen entwickelt, die zunehmend ihre Fühler nach dem Osten ausstreckten. Einer von diesen war der Großvater Albrechts II., Albrecht der Bär. Doch nicht nur von Westen drückten die Christen in Gestalt sächsischer Fürsten ins spätere Brandenburg oder Pommern, im Osten tat es der polnische Adel, selbst slawischen Ursprungs aber christianisiert, den Sachsen gleich.
Auf die Idee den letzten heidnisch gebliebenen Völkerschaften Mitteleuropas Autonomie zuzugestehen, wäre im Hochmittelalter kein Christenmensch gekommen, ihre politische und religiöse Selbstbestimmung war das Ergebnis ihres langen und starken Zusammenhalts. Heiden galt es in der Vorstellung der Zeit zu missionieren, dass dabei kaum Rücksicht genommen wurde, war ein im ursprünglich ungewollter nichtsdestotrotz allgegenwärtiger Umstand. Sie besaßen bis zu ihrer Bekehrung wenig Rechte und waren selbst danach oft noch lange benachteiligt. Ihr rechtselbischer Lebensraum galt weitestgehend als Verfügungsmasse. Die Situation zu Beginn und während sächsischen Ostexpansion wurden stark vereinfacht wiedergegeben. Natürlich waren die Zusammenhänge komplexer, doch es soll genügen um das Legitimationsmotiv und Selbstverständnis der eindringenden christlichen Fürsten zu umreißen.  Nachdem sich abzeichnete, dass die alte Widerstandskraft gerochen war, galt Heidenland als frei verfügbares Land, immer unter der vordergründigen Maßnahme der Christianisierung. Der völlige Niedergang der Elbslawen begann seinen Lauf zu nehmen. Alle  Kulturelemente, die diesem Werk im Wege standen, mussten auf Dauer ausgerottet werden. Gemeint sind die Kultstätten oder Bräuche der Heiden, nicht die Menschen. Ausrottungen aus rassischem Dünkel war dem Mittelalter, übrigens auch der Antike, fremd. Der Mensch war ein Produktionsfaktor und alles in allem eine kostbare Ressource. Durch seine Arbeit und seine Abgaben finanzierte er das vorherrschende System. Durch den Kirchenzehnten profitierte im Übrigen niemand mehr, als die Kirche selbst, weshalb gerade von dort den noch oder vormals heidnischen Slawen Schutz widerfuhr.
In manchen Gegenden konnten sich die alten Bräuche für geraume Zeit halten. Kulturelemente die adaptiv waren, blieben erhalten, aber nur wenn sich jemand fand, der das eigene kulturelle Erbe hoch genug schätzte und auch weitergab. Die Slawen standen hierbei vor ähnlichen Schwierigkeiten wie die entlang der römischen Grenze sesshaft gewordenen germanische Stämme der Antike, die im Einflussbereich Roms lebten und deren Sitten unter Aufgabe eigener Bräuche einführten oder dem eigenen Leben anpassten. In Ermangelung einer geeigneten, genügend komplexen Schriftsprache, konnten alte Überlieferungen  meist nur unzureichend erhalten werden. Wurden die eigenen Stammesbräuche erst einmal infiltriert von fremden Einflüssen, begann erst eine Phase der Adaptierung, der eine schleichende, schließlich nicht mehr aufzuhaltende Verdrängung durch den dominanteren Teil folgte. Dort wo nicht wegen regionaler Isolation oder gezielter Abschottung ein Habitat erhalten werden konnte, war der Verlust der alten Identität nicht mehr zu stoppen. Vom slawischen Erbe sind im deutschkolonisierten Osten noch wenige Relikte übrig. Ortsnamen mit slawisch klingenden Endungen sind vielleicht noch die auffälligsten Überbleibsel einer sonst im Deutschtum aufgegangenen elbslawischen Kultur. Selbst die in der heutigen Nieder- und Oberlausitz mit Aufwand betriebene Unterstreichung des alten Erbes, der Sprache und überlieferten Brauchtums, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass es mehr tourismusfördernde Folklore darstellt, denn lebendiges Brauchtum.


Graf Albrecht von Arneburg

Einiges von dem, was auf den kommenden Seiten zu lesen sein wird, wurde bereits im Kapitel über Markgraf Otto II. erwähnt, es kann trotzdem nicht schaden, eine Zusammenfassung unter veränderter Perspektive vorzunehmen.
Mit dem Tod Markgraf Ottos I. im Jahre 1184 erhielt Albrecht, zu diesem Zeitpunkt noch ein unmündiger Knabe, in der Altmark, nordöstlich von Stendal, die Grafschaft Arneburg als Erbe zugeteilt. Es war eine bescheidene Herrschaft, gerade groß genug um das Auskommen eines nachgeborenen Fürstensohns auf bescheidene Weise sichern zu können. Dass allen Söhnen die keine geistliche Laufbahn einschlugen ein Teil des väterlichen Erbes zugesprochen wurde, entsprach der üblichen, der fränkischen wie sächsischen Sitte. Mit der Zeit führte diese Praxis in vielen Fürstenfamilien zur Zersplitterung des Länderbesitzes so  dass ständige territoriale Bewegung im Reich vorherrschte. Auch Otto I. erhielt seinerzeit nur einen Teil des askanischen Erbes, nämlich die erst jetzt entstehende Mark Brandenburg. Bei seiner Regierungsübernahme bestand sie, bis auf die linkselbische Altmark, die so noch nicht hieß, hauptsächlich aus einem stark unterentwickelten, größtenteils slawisch besiedelten Heidenland. In seinen nicht ganz vierzehn Jahren Regentschaft tat er viel zur Besiedlung und  wirtschaftlichen Hebung des Landes, erwarb aber außer eines kleinen Gebiets nördlich der Prignitz, rund um die Tollense, keine weiteren Landschaften. Eine Verteilung seiner Landschaften zu gleichen Teilen unter den drei Söhnen wäre unvernünftig gewesen, es hätte Brandenburg zerstückelt. Trotzdem wollte er seine zwei jüngeren Sprösslinge nicht leer ausgehen lassen. Heinrich, der zweitgeborene Sohn aus erster Ehe erhielt die Grafschaft Gardelegen in der Altmark. Welches Witwengut der hinterbliebene Markgräfin angewiesen wurde, ist nicht bekannt. Es darf angenommen werden, dass auch sie ausreichend bedacht wurde. Vielleicht war vorgesehen, dass sie in der Grafschaft ihres damals unmündigen Sohnes Albrecht unterkam. Albrecht hatte in Arneburg etwas Autonomie und konnte bedingt wirken, das heißt sobald er das dazu notwendige Alter erreichte, denn bis dahin stand er unter Vormundschaft Ottos II. Albrecht wie Heinrich waren beide nur Grafen in Brandenburg und somit streng genommen Lehnsmänner des brüderlichen Landesherren, wenn auch Heinrich als Mitregent von Otto anerkannt wurde, während Albrecht das hierzu nötige Alter noch fehlte. Es liegt die Vermutung nahe, dass sich an der Frage der Mitregentschaft später der kurze aber schwere Streit zwischen Otto und Albrecht  entzündete, über den im vorangehenden Kapitel berichtet wurde. Albrecht geriet anlässlich einer gegen den Bruder geführten Aktion in dessen Gefangenschaft. In Kerkerhaft dürfte er nicht geraten sein, eher zu vermuten war strenger Hausarrest. Das Verhältnis war alles in allem nicht so zerrüttet, wie es in manchen Darstellungen vermittelt wurde, wo man von regelrechtem Hass liest. Die Halbbrüder versöhnten sich bald wieder und Albrecht wurde schließlich vom bislang kinderlosen Otto als Erbe eingesetzt und nahm an der Regierung teil. In den nachfolgenden Jahren sehen wir ihn immer wieder einträchtig an Ottos Seite. Besonders im Rahmen der Überschreibung des brandenburgisch-askanischen Allodialbesitz an das Erzstift Magdeburg, steht er hinter der Entscheidung Ottos II. und interveniert nicht dagegen.


Der Dritte Kreuzzug

Albrecht war zehn, vielleicht elf Jahre alt, als Papst Gregor VIII. im Jahre 1187 mit der Bulle Audita tremendi zur Heerfahrt nach Palästina aufrief. Die Heiligen Stätten sollten wieder aus den Händen der Ungläubigen gerissen werden. Zur Befreiung Jerusalems schlossen sich mit König Philipp II. von Frankreich, König Richard I. Löwenherz von England und dem römisch-deutschen Kaiser Friedrich I. Barbarossa, die drei mächtigsten Monarchen Europas dem Aufruf an. Kaiser Barbarossa, bereits im hohen Alter, nahm auf einem feierlichen Hoftag zu Mainz, März 1188 das Kreuz auf. Zahlreiche Fürsten des Reichs taten es ihm gleich, ebenso sein Sohn, Herzog Friedrich von Schwaben, der noch vor dem Vater das Kreuz aus den Händen des päpstlichen Legaten, Kardinalbischof Heinrich von Albano entgegennahm. Nach einem Jahr Vorbereitung sammelte sich bei Regensburg das größte bislang bekannte Kreuzfahrerheer und begann am 11. Mai 1189 den langen und beschwerlichen Landweg ins Heilige Land.
Markgraf Otto II. schloss sich dem Zug nicht an, er war auch nicht auf dem Mainzer Hoftag zugegen. Seit 1184, als er zu Pfingsten am prächtigen Tag zu Mainz teilgenommen hatte, sah man ihn nicht wieder an der Seite des Kaisers. Es hat den Eindruck, dass er die Politik des Vaters, der sich in Reichsangelegenheiten wenig engagierte, fortzuführen gedachte. Die allgemeine Quellenlage dazu ist mangelhaft, eine Erklärung zu finden fällt schwer aber es scheint, dass seit der Entscheidung Barbarossas Pommern zu einem reichsunmittelbaren Fürstentum zu erheben, ein Schatten auf dem Verhältnis des brandenburgischen Markgrafen und Friedrich I. haftete. Dass der märkische Zweig der Askanier 1180 bei der Entmachtung Heinrichs des Löwen völlig leer ausging, mag schon vor der Pommern betreffenden Entscheidung eine wichtige Rolle gespielt haben. Man kann die Passivität Brandenburgs – vergleicht man sie mit den außerordentlichen Aktivitäten des sächsischen Familienzweigs unter Bernhard I., dem herzoglichen Onkel – kaum anders interpretieren, als einen gezielten Rückzug in Reichsangelegenheiten.

Der Weg der deutschen Kreuzfahrer entlang der Donau, führte durch das verbündete Ungarn und glich stellenweise einem regelrechten Triumphmarsch. Die Situation änderte sich auf dramatische Weise, sobald byzantinisches Gebiet erreicht wurde. Für Barbarossa und sein Heer sollte der weitere Verlauf des Kreuzzugs fortan mit den größten Strapazen, Entbehrungen und schwersten Kämpfen verbunden sein. Der byzantinische Kaiser Isaak II. Angelos (1155 – 1204) verweigerte dem deutschen Heer die Versorgung und Weiterreise, entgegen aller zuvor geschlossen Vereinbarungen. Es war ein frevelhafter Vertragsbruch. Konstantinopel sah im Sacrum Imperium Kaiser Friedrichs den unwürdigen Rivalen um die wahre Nachfolge Roms und seiner Cäsaren. Die Rivalität ging so weit, dass der christliche, wenn auch orthodoxe oströmische Kaiser zwischenzeitlich mit Saladin ein heimliches Abkommen gegen die Kreuzfahrer geschlossen hatte. Neue Verhandlungen zwischen den Deutschen und Byzanz führten zu keinem Ergebnis. Es wurden sogar Unterhändler gegen alle Ehre und Sitte von den Byzantinern gefangen gesetzt. Barbarossa sah sich in einer prekären Lage. Gelang ihm der Weitermarsch ins Heilige Land nicht, würde sein Ansehen unter den europäischen Monarchen erheblich leiden. An den Kaiser, den weltlichen Schutzherren der Christenheit, waren in dieser Beziehung besonders hohe Erwartungen geknüpft. Ein Abbruch des Kreuzzugs und Umkehr war keine Option. Als Reaktion auf die Gefangennahme seiner Unterhändler ließ der Kaiser am 26. August 1189 Philippopel, das heutige Plowdiw sowie Umgebung plündern. Der byzantinische Kaiser blieb hart, worauf Barbarossa Anfang November Adrianopel, heute Edirne im äußersten Westen des europäischen Teils der Türkei, eroberte. Dicht bis an die Mauern der byzantinischen Hauptstadt, dem Rom des Ostens, plünderten die seit Monaten festsitzenden Kreuzfahrer, um an dringend benötigte Versorgungsgüter zu erlangen. Erst nachdem Friedrich I. mit den aufständigen Serben und Wallachen ein Bündnis zur Eroberung Kostantinopels schloss, gab Isaak II. unter dem Eindruck einer drohenden Niederlage nach. Er stellte die ursprünglich vereinbarten Transportschiffe und Lebensmittel zur Verfügung. Ende März 1190 überquerte das deutsche Heer den Hellespond und betrat den Boden Kleinasiens.

Auf dem Marsch durch das gebirgige Zentralanatolien litten die Kreuzfahrer abermals unter ernsten Versorgungsproblemen. Mit dem Sultan der Rum-SeldschukenKılıç Arslan II., er trug den Beinamen Löwenschwert, hatte Barbarossa gleichfalls ein Abkommen zum freien Durchmarsch und Versorgung abgeschlossen, doch der greise Sultan hatte zwischenzeitlich die Regierung weitestgehend an seine Söhne abgegeben, die ihrerseits mit Saladin ein Abkommen geschlossen hatten. Dem Kaiser blieb dies unbekannt, doch operierte  er vorsichtig und wählte den beschwerliche Weg durchs Gebirge, um den Pass von Myriokephalon zu meiden. Dort war 1176 ein byzantinisches Heer von Sultan Kılıç Arslan II. geschlagen worden. Der Weg über die schmalen Bergpfade ließ die Marschreihen weiter und weiter in die Länge ziehen, wodurch die Kolonne anfällig wurde gegenüber Angriffen aus dem Hinterhalt, die sich fortlaufend ereigneten. Die Wegverhältnisse und die lästigen Überfälle vermeintlicher Wegelagerer verlangsamten das Vorankommen der Kreuzfahrer drastisch. Akute Wasserknappheit stellte sich ein und ließ viele der überaus wichtigen Zug- und Reittiere verenden. Das Heer schleppte sich entkräftet weiter.  Am 7. Mai 1190, die größte Hitze war bis dahin noch nicht einmal angebrochen, erreichte die Vorhut unter dem Kommando von Herzog Friedrich von Schwaben endlich die Ebene bei Philomelion, wo sie von einem seldschukischen Heer erwartet wurden. Jetzt war es offensichtlich geworden, die im Gebirge aufgetretenen Angreifer, waren in Wirklichkeit keine Wegelagerer, stattdessen waren es schon dort Einheiten der Rum-Seldschuken.
Zwischen der Kreuzfahrervorhut und den in der Ebene wartenden Kräften der Seldschuken entspannte sich eine Schlacht. Die gegnerischen Verbände standen unter dem Kommando von Qutd-ad-Din, dem ältesten Sohn des Sultans. Das Gefecht blieb verhältnismäßig klein, die Masse der deutschen Streitkräfte befand sich zu dieser Zeit noch auf dem Anmarsch und genau hierauf spekulierte Qutd-ad-Din. Er wollte das Heer der Christen portionsweise schlagen. Obwohl stark entkräftet und durch den Mangel an Reittieren nur noch begrenzt mobil, blieben die schwer gepanzerten Truppen Herzog Friedrichs diszipliniert und hielten ihre Reihen dicht geschlossen, so dass die Wirkung des auf sie niedergehenden Pfeilhagels gering war. Sie ließen sich nicht durch vorgetäuschte Rückzüge dazu verleiten ihre Formationen aufzulösen, sondern warteten stattdessen den geeigneten Augenblick zum Gegenschlag ab. Man hatte im Abendland viel aus der 1187 erlittenen Niederlage bei Hattin gelernt und die Taktiken des Gegners hatten sich herumgesprochen. Hilfreich waren wahrscheinlich auch die Erfahrungen die Barbarossa als junger Mann anlässlich des Zweiten Kreuzzugs machte. Das Gefecht endete mit einer empfindlichen aber noch zu verschmerzenden Niederlage für die Seldschuken. Nach den Berichten eines Chronisten wurden rund 4.000 gefallene Türken gezählt, wohingegen die deutschen Verluste verhältnismäßig gering ausgefallen waren.

Am 18. Mai 1190 traf das ausgemergelte Heer, noch immer zwischen 90.000 und 100.000 Mann stark, bei Iconium, dem heutigen Konya, auf die Hauptstadt Sultan Kılıç Arslans. Als Verteidiger im eigenen Gebiet, gut versorgt mit Lebensmitteln, hatte er alle Vorteile auf seiner Seite. An Truppen standen ihm immerhin etwa 65.000 Mann zur Verfügung.
Deutscherseits wurden die eigenen Streitkräfte geteilt. Ein Unterhändler, immer noch wollte der Kaiser nur schnell und ungehindert nach Palästina ziehen und sich nicht in blutigen Kämpfen aufreiben, brachte die Information mit, dass sich der Sultan mit dem Großteil seiner städtischen Truppen und der Masse der Bevölkerung, in die Zitadelle zurückgezogen hatte. Während Friedrich von Schwaben die Gunst nutzte und im ersten Sturm die Stadt nehmen konnte, blieb Barbarossa mit dem größeren Teil des Heeres in der Ebene vor der Stadt zurück. Überraschend schnell und ohne große Verluste, gelang es dem Sohn die Verteidigung niederzuringen. Wer in der Stadt vorgefunden wurde, fiel dem Zorn der Eroberer zum Opfer.
Unterdessen wurde der in der Ebene liegende Heeresteil vom gegnerischen Hauptkontingent angegriffen. Gestützt auf die hohe Mobilität der eigenen Reiterei, schlossen die Seldschuken einen Einkreisungsring aus wirbelndem Staub um die dicht gedrängten Kreuzfahrer. Wir erinnern uns, beim Marsch durch Zentralanatolien verendeten die meisten Tiere und daher verfügte das Kreuzfahrerheer kaum mehr über eigene Reiterei. Die Lage begann aussichtslos zu werden. Der Hochadel und die Geistlichkeit scharte sich im Zentrum um den Kaiser, in Erwartung eines baldigen Todes oder schmachvoller Gefangennahme. Der an Jahren hochbetagte Kaiser gab die Situation nicht auf. Voller Zuversicht, auf Christus berufend, übernahm er persönlich die Spitze eines Gegenangriffs. Mitgerissen von dieser Szenerie, in der sich ein Mann in hohem Alter ohne Furcht in den sicheren Tod stürzte, gingen die hart bedrängten Kreuzfahrer zum allgemeinen Befreiungsangriff über und schlugen die gegnerischen Truppen auf offenem Feld völlig.
Am Ende der Schlacht lagen rund 20.000 Deutsche und 45.000 Türken erschlagen auf der Walstatt. Es war eine der blutigsten Schlachten des Mittelalters und das, noch bevor das deutsche Heer überhaupt einen Fuß ins Heilige Land setzte. Vielleicht waren viele schon jetzt, nachdem sie vor einem Jahr aufgebrochen und durch die Entbehrungen der zurückliegenden Monaten gezeichnet waren, nicht mehr mit ganzem Herzen bei der heiligen Sache und bereuten mittlerweile ihre Teilnahme.
Am Folgetag kapitulierte der Sultan. Da er nachweislich nicht Urheber des Verrats war, kam man zu einer gütlichen Einigung. Auf einem großen Markttag deckte sich das deutsche Heer mit Proviant, vor allem aber mit Pferden ein. Die Art der Tiere wäre eine nähere Betrachtung wert. Die schweren Schlachtrösser, welche die Kreuzfahrer aus dem Abendland mitführten, dürften völlig anders gewesen sein, als jene, die jetzt erworben wurden. Für viele Reiter bedeutete es einiges an Umgewöhnung, sich auf die neue Rasse einzustellen. Waren die abendländischen Schlachtrosse eine Züchtung, die in der Hitze der Schlacht ruhig blieb, reagierten die zierlicheren, heißblütigeren und schnell nervöseren Pferde aus dem Orient unbeherrschter und schrecksamer. Das Vertrauen in die Seldschuken war gering. Bevor das Heer seinen Marsch fortsetzte, wurde eine große Zahl Geiseln genommen, die als Unterpfand dienten. Schon Ende des Monats erreichte man das verbündete Armenien und Anfang Juni 1190 wurde das Taurusgebirge überschritten. Das Ziel begann in greifbare Nähe zu rücken. Noch zwei, allenfalls drei Marschwochen vom Heiligen Land entfernt, ereignete sich eine furchtbare Tragödie. Der Kaiser ertrank im Alter von rund 68 Jahren im Fluss Saleph bei Seleucia. Die genaueren Umstände sind nicht bekannt, es kursiert bis heute mancherlei Gerücht. Wir wollen darauf nicht weiter eingehen, auch nicht auf die Sagen die man sich über die schnell zur Legende verklärten Person des Kaisers seither erzählt.
Demoralisiert löste sich das deutsche Heer, welches bisher alle Strapazen und Gefechte des überaus langen Marschs überstanden hatte, in den folgenden Wochen und Monaten auf. Die überwiegende Masse kehrte von Antiochia aus über den Seeweg in die Heimat zurück. Vermutlich dachten nicht wenige der Kreuzfahrer, sie hätten seit Regensburg genug für die Heilige Kirche erduldet und es ist des Seelenheils für den Moment genug getan. Ungeachtet dessen zogen etwa 2.000 Mann des ehemals mehr als 100.000 Mann starken deutschen Kreuzfahrerheeres weiter. Ihr Weg führte sie unter der Leitung Friedrichs von Schwaben, dem Eroberer der Stadt Iconium, über Tyrus marschierend nach Akkon. Im Oktober 1190 erreichten sie die seit über einem Jahr belagerte Stadt.
Akkon stand seit August 1189 unter der Belagerung christlicher Kreuzfahrer aus ganz Europa, darunter normannische Kontingente aus Sizilien, Dänen und viele andere, die den weniger beschwerlichen Seeweg nahmen. Unter diesen waren auch weitere Fürsten aus dem deutschen Reichsteil, aus Reichsitalien und Reichsburgund. All jene, die nicht mit dem Kaiser den Landweg genommen hatten. Die Reise über das Meer war ungleich teurer und es wundert nicht, dass sich die meisten der finanziell notorisch klammen deutschen Kreuzfahrer für den Landweg entschieden. Schaut man sich die typische Zusammensetzung dieses Heeres an, so waren die meisten aus dem ärmeren Adel, zweit-, dritt-, oder viertgeborene Herren die über keine oder nur wenig eigene Einkünfte verfügten.
Die Tragödien auf deutscher Seite sollten vor Akkon nicht abbrechen. Am 20. Januar 1191 verschied Friedrich von Schwaben, möglicherweise an den Folgen von Malaria. Neben der Malaria, waren es besonders infektiöse Magen-Darmerkrankungen, infolge desaströser hygienischer Verhältnisse, die als dauerhafte Begleiterscheinung den Heeren auf dem Fuße folgte, die in den Gefilden südlich der Alpen oder dem vorderen Orient operierten. Ein vor Byzanz begonnener böser Anfang, fand vor Akkon ein entsprechendes Ende.

Der französische König
bei der Belagerung Akkons

Die Könige aus Frankreich und England gelangten mit ihren Hauptkontingenten im April und Juni 1191 auf dem Seeweg an. Bis zu diesem Zeitpunkt waren schon zehntausende Kreuzfahrer entweder vor Akkon oder auf dem beschriebenen Landmarsch in Folge von Erschöpfung, Krankheiten oder im Kampf verstorben, ohne dass in Palästina etwas erreicht war. Der europäisch Hoch- und Lehnsadel blutete sich auf fremder Erde aus.

Richard Löwenherz, hat sich, seit er mit seinem Heer aufgebrochen war, durch die Eroberungen Siziliens und Zyperns einen Namen als Feldherr gemacht und sein  Ruf eilte ihm in Heilige Land voraus.
Aus Deutschland schloss sich Ende 1190 ein neues Kontingent unter der Führung Herzog Leopolds V. von Österreich der Belagerung an. Leopold entstammte dem ursprünglich im fränkischen Raum von Bamberg ansässigen Geschlecht der Babenberger, die unter Kaiser Otto II. ab 976 erst Markgrafen, in späterer Zeit Herzöge Österreichs wurden, womit seinerzeit weitestgehend die Gebiete des heutigen Nieder- und Oberösterreich gemeint waren, ohne Tirol, die Steiermark,  Kärnten oder das Salzburger Land. Vor Ort übernahm Leopold an Kaisers statt das Oberkommando des deutschen Heerhaufens.
Am 12. Juli 1191 fiel Akkon endlich in die Hand der Christen. Anlässlich der folgenden Flaggendemonstration der Sieger auf den Zinnen der erstürmten Burg, soll es zu jenem Vorfall gekommen sein, der 1192 zur Gefangennahme König Richards durch Leopold von Österreich führte. Der Überlieferung nach empfand Richard den unbedeutenden Herzog und sein zahlenmäßig geringes Heer als nicht ebenbürtig um Teilhaber am Sieg und der reichen Beute zu sein. Es wird berichtet, er habe daraufhin die Standarte des österreichischen Herzogs in den Burggraben werfen lassen. Ob die Überlieferungen stimmen oder ob es sich anders verhielt, ist bis heute umstritten. Als gesichert gilt, dass es zu einem schweren Zerwürfnis zwischen dem Herzog von Österreich und dem König von England kam und Leopold kurz nach dem Fall Akkons ins Reich zurückkehrte, ohne sich an den weiteren Ereignissen im Heiligen Land zu beteiligen.

Ende 1191 sah sich Richard Löwenherz selbst gezwungen die Heimreise anzutreten. Die Zustände in seinem eigenen Herrschaftsgebiet zwangen ihn dazu. Der Weg über Frankreich war ausgeschlossen. Richard und Philipp von Frankreich waren tief verfeindet. Auch wenn heimkehrenden Kreuzfahrern vom Papst freie Passage durch alle christlich regierten Länder verbrieft war, wollte es der englischen König nicht darauf ankommen lassen. Zuerst den Seeweg nehmend, führte ihn der weitere Weg über Land durch Reichsterritorium. Verschiedene Umstände zwangen ihn in kleiner Gruppe und als Pilger verkleidet den Weg durch Österreich zu nehmen. In Wien wurde er entdeckt und vom Herzog in Gewahrsam genommen. Dieser übergab ihn im Anschluss an Heinrich VI., der nach dem Tod seines kaiserliche Vaters Friedrich Barbarossa dem Reich als Oberhaupt vor stand. Das für seine Freilassung verlangte, außerordentlich hohe Lösegeld von 100.000 Mark in Silber, entsprach einem Gewicht von mehr als 23 Tonnen.

Gefangennahme von Richard Löwenherz in Österreich

Die Gefangennahme Richards war hauptsächlich politisch motiviert. Heinrich sowie der französische König hatten jeweils partikulare Interessen den englischen König zu inhaftieren. Für Heinrich VI. bedeutete  es eine hervorragende Gelegenheit seine Kriegskasse für einen anstehenden Krieg in Unteritalien aufzufüllen, wo er seinen Thronanspruch auf Sizilien durchsetzen wollte. Der Vorfall in Akkon diente ihm als willkommener Anlass. Es sollte nicht unerwähnt bleiben, dass es mit Richard keinen Unschuldigen traf. Seine Verwicklungen während der innerdeutschen Auseinandersetzungen zwischen den Welfen und Staufern, sein unbotmäßiges Verhalten als Lehnsträger verschiedener französischer Besitzungen gegenüber dem französischen König, seine Rolle bei der Ermordung des Königs von Jerusalem und letztendlich die Demütigung Herzog Leopolds von Österreich bei Akkon, welcher Art sie auch immer tatsächlich gewesen war, boten ausreichend Gründe für eine gegen ihn gerichtete Aktion. Der 1820 von Sir Walter Scotts veröffentlichte Roman „Ivanhoe“ stellt eine idealisierte, man möchte sagen schöngefärbte Figur eines gutherzigen und edlen Monarchen dar, die aber in keiner Weise der realen Persönlichkeit des damaligen Königs von England entsprach. Mit Heinrich VI., Philipp II. und Richard Löwenherz haben wir ein Trio, das sich Sachen Machtpolitik nichts schenkte. Wir wollen es an der Stelle auf sich beruhen lassen und auf weitere Details nicht eingehen.


Albrechts Teilnahme am Deutschen Kreuzzug

1195, seit nunmehr elf Jahren regierte Markgraf Otto II. in Brandenburg. Kaiser Heinrich VI. führte die väterliche Reichspolitik fort, die sich im inneren auf den Konsens mit den Reichsfürsten konzentrierte und nach außen Reichsitalien im Fokus hatte. Durch Heinrichs Vermählung mit Konstanze von Sizilien fiel der Thron Siziliens und Unteritaliens den Staufer, als in Palermo mit ihrem Vater Wilhelm II. das normannische Königshaus der Hauteville im männlichen Stamm ausstarb. Statt Heinrichs Anspruch zu akzeptieren wählten sich Teile der sizilianischen Barone einen anderen Kandidaten zum König Siziliens, woraus ein jahrelange, blutiger Krieg um den Thron entbrannte. Heinrichs Thronkontrahent Tankred von Leece verstarb im Februar 1194, worauf seine Frau Sibylle von Acerra die Regentschaft für den gemeinsamen, noch unmündigen Sohn Wilhelm III. übernahm. Im August 1194 eroberte Heinrich Neapel und im November Palermo, wo ihm der Kronschatz in die Hände fiel. Der Widerstand der Usurpatorpartei brach daraufhin zusammen. Am 25. Dezember 1194 wurde Heinrich in Palermo zum König von Sizilien gekrönt. Er vereinte wie kein römisch-deutscher Kaiser vor ihm die Krone des Reichs, Burgunds, die Eiserne Krone der Langobarden Norditaliens und nun auch die normannische Krone Siziliens auf seinem Haupt, was ihn mit Abstand zur größten Macht Europas machte, zumal Richard Löwenherz seit seiner Gefangennahme und Freilassung formell ein Lehnsmann des Kaisers war. Dass eine solche Machtfülle die Rivalität anderer Großen beschwor, lag auf der Hand, doch wer sollte jetzt der drohenden Universalmacht noch Einhalt gebieten können? Heinrich hatte große Pläne, er wollte Unteritalien dauerhaft mit dem Reich verschmelzen, unio regni ad imperium“, konnte dies aber ohne die Zustimmung des Papstes, der sich von dem Staufer eingekreist fühlte, nicht erlangen. Der Kaiser bot Papst Coelestin III. einen Kreuzzug ins Heilige Land an. Coelestin war von der Ernsthaftigkeit Heinrichs nicht überzeugt und schickte den Bischof von Sutri nach Bari, wo der Kaiser Hoftag hielt und Ostern verbringen wollte. Am Karfreitag des 31. März 1195 nimmt Heinrich in aller Stille, nicht wie üblich vor großem Publikum, nur im Beisein dreier seiner Kapläne, das Kreuz aus der Hand des zugesandten Bischofs. An Ostern lässt er erstmals vor der Öffentlichkeit den Kreuzzug predigen. Es lässt sich darüber spekulieren warum Heinrich in gewisser Heimlichkeit das Kreuz aufnahm, statt es vor den Augen der zum Hoftag versammelten Fürsten zu tun, wie es seine Vorgänger taten. Nach den verlustreichen Kämpfen 1190, anlässlich des Dritten Kreuzzugs, dürfte sich die Begeisterung unter den deutschen Fürsten in Grenzen gehalten haben. Der Kaiser sagte dem Papst ein Kontingent von 1.500 Panzerreitern und ebenso viele Fußsoldaten zu, was für eine Heerfahrt nach Palästina freilich nicht ausreichend war. Die Teilnahme der Reichsfürsten war unerlässlich, weswegen er sich bald auf den Weg zurück in den Reichsteil nördlich der Alpen machte. Im April regelte der Kaiser die Regentschaft für Unteritalien während seiner Abwesenheit und machte Markward von Annweiler zum dortigen Statthalter. Im Mai zog er nach Oberitalien, um dort nach Kräften die Dinge zu regeln, bevor er um den 24. Juni 1195 den Marsch in den deutschen Reichsteil begann. Schon am 8. Juli war er in Frankfurt tätig. Es folgten Stationen in Worms, Kaiserslautern, Straßburg, Hagenau, Hochfelden, wieder Kaiserslautern, dann Würzburg, Mainz, bevor er im Oktober zu Gelnhausen jenen allgemeinen Hoftag abhielt, bei dem Markgraf Otto II., wie viele andere Fürsten, am 28. Oktober 1195 das Kreuz aufnahm und sich zum Heerzug ins Heilige Land verpflichtete. Albrecht tat es seinem Halbbruder gleich. Ob schon anlässlich dieses Hoftags oder zu einem späteren Zeitpunkt, ist aus den überlieferten Informationen nicht in Erfahrung zu bringen. Es war auch auf diesem Hoftag, wo die ersten Übertragungen des Alliodialbesitzes in Brandenburg zugunsten Erzstifts Magdeburg überschrieben wurden. Noch handelte sich nur um die beiden Dörfer Möckern und Schollene. Man hat fast den Eindruck, es wäre ein Test gewesen, wie von Seiten des Reichs und der sächsischen Verwandtschaft darauf reagiert würde. Damals trat Herzog Bernhard von Sachsen noch unter den anwesenden Zeugen auf. Es schien das letzte Mal, dass beide askanische Linien gemeinsam auf einem kaiserlichen Hoftag oder anderen Versammlungen bezeugt sind. Seither muss der schon angedeutete Bruch in der Familie seinen Lauf genommen haben.

Der Kaiser begab sich bald wieder nach Italien zurück, unter anderem um seine Nachfolge für den Fall zu regeln, dass er auf dem Kreuzzug ums Leben käme. Am 26. Dezember 1194 hatte ihm seine Gattin Konstanze im mittelitalienischen Jesi bei Acona einen Sohn geboren, der den Namen des verstorbenen Kaiser Barbarossas erhielt. Jener kleine Friedrich sollte bereits mit einem Jahr vom Papst getauft und zum König, gleichsam zum Kaiser gesalbt werden, die Wahl durch die deutschen Fürsten vorausgesetzt.
Die Hauptmaßnahmen Heinrichs standen 1195/96 in direktem Zusammenhang mit zwei großen Plänen:

    • Errichtung eines Erbkaisertum durch Abschaffung des Wahlprivilegs
    • Der Anschluss Siziliens sowie Unteritaliens ans Reich.

In beiden Fällen war er zu umfangreichen Kompromissen bereit, doch weder der Papst, der sich nicht von einem Stauferreich eingeschlossen sehen wollte, noch eine ganze Reihe der Fürsten waren gewillt ihm hierin zu folgen.
Unter den Fürsten waren es namentlich wieder einmal solche aus dem sächsischen Raum, wo seit dem Salier Heinrich IV. ein stetiger Hort der Gegenbewegung existierte, sobald ein Reichsoberhaupt den Weg der Konsensualpolitik verließ. Der Erzbischof von Köln schloss sich dieser Bewegung an und wurde zur Galionsfigur. Die Pläne hinsichtlich der Abschaffung der Wahlmonarchie musste Heinrich daraufhin aufgeben und auch der päpstliche Widerstand hinsichtlich seiner Unionspläne war bislang unüberwindbar. Hinzukamen Aufstände in Sizilien, die er 1196 durch seinen Statthalter Markward von Annweiler und den kaiserlichen Marschall Heinrich von Kalden niederschlagen ließ. Die Aufrührer wurden öffentlich hingerichtet. An ihrem Anführer wurde auf besonders grausame Weise Rache genommen, indem man ihm eine glühende Krone aufs Haupt nagelte. Diese brutalen Szenen, gepaart mit seinen hochfliegenden Plänen eines Erbkaiserreichs und der Union Unteritaliens, nicht zuletzt der von ihm auf Byzanz ausgeübte Druck, das seit seiner vertragsbrüchigen Rolle während des Dritten Kreuzzugs geschwächt war, führten zu jenem Zerrbild eines furchtbaren Tyrannen, das von seinen Gegnern in voller Absicht konstruiert und verbreitet wurde.

Das deutscher Kreuzfahrerheer sammelte sich seit einigen Monaten in den Häfen Süditaliens und Siziliens. Heinrich VI. wollte nicht väterlichen Vorbild folgen und den Landweg über den Balkan und Kleinasien wählen, sondern von Unteritalien aus den Seeweg nach Palästina nehmen, eine Option, die Barbarossa seinerzeit so nicht zur Wahl stand. Während die süddeutschen Fürsten mit ihren Kontingenten mehrheitlich auf den traditionellen Routen über die Alpen nach Süden zogen, schifften sich die norddeutschen Fürsten laut Arnold von Lübeck an der Ostsee ein, umrundeten die kimbrische Halbinsel, nahmen den Weg entlang der frisischen -, holländischen – und flämischen Küste durch den Kanal, um Frankreich und die iberische Halbinsel herum, fuhren sie durch die Meerenge von Gibraltar ins Mittelmeer ein bis nach Messina. Ob der zwischenzeitlich an der Regentschaft in Brandenburg teilhabende Albrecht wie einzelne sächsische Kreuzritter den Landweg über die Alpen nahm oder ob er sich in Lübeck auf eines der dort wartenden 44 Schiffe begab, ist nicht überliefert. Es ist aber anzunehmen, dass er den Seeweg wählte, wofür einiges spräche. Bei Tangermünde, Arneburg oder Havelberg auf die Elbe eingeschifft, bis Lauenburg gefahren, von dort auf dem Landweg weiter auf der Lüneburger Heerstraße bis Lübeck, wäre der bequemste Weg gewesen.
Vor Messina vereinten sich die Flotten der Kreuzfahrer. Insgesamt sollen sich fast 60.000 Mann dem Aufruf des Kaisers angeschlossen haben, darunter auch Kontingente Norwegen und England. Seit September 1197 landeten die Kreuzfahrer schubweise vor Akkon an, wo sie sich bis zum Ende des Monats versammelten. Schnell kam es zu Reibereien mit französischen Kreuzfahrern, die in Akkon bislang die Mehrzahl bildeten. Es ist anzunehmen, dass Albrecht mit der Hauptflotte um den 22. September ankam. Wie viele Streiter er aus seiner Grafschaft oder der sonstigen Mark mitführte, ist unbekannt. Hätte er die Ausgaben für die Heerfahrt aus den Einnahmen seiner kleinen Grafschaft finanzieren müssen, ist kaum daran zu glauben, dass es mehr als zwei Dutzend gewesen sein könnten. Es ist immerhin denkbar, wenn nicht sogar wahrscheinlich, dass Otto, der Oktober 1195 in Gelnhausen zwar das Kreuz aufnahm, dann aber vom Papst Dispens erhielt und in der Heimat blieb, einen stattlichen finanziellen Beitrag leistete. Sehr wahrscheinlich nahm Albrecht sogar anstatt seines Bruders am Kreuzzug teil. Da beide Askanier bislang keine Nachkommen hatten, musste man besorgt sein, es könnte ihnen unterwegs oder bei den zu erwartenden Kämpfen etwas zustoßen und damit die brandenburgische Linie aussterben. Die Chancen auf eigenen Nachwuchs waren für Markgraf Otto nicht mehr groß. Er selbst war nunmehr fast 50 Jahre alt, seine Frau wird zu diesem Zeitpunkt längst schon das gebärfähige Alter hinter sich gelassen haben. Es brauchte im Grunde schon ein Wunder, dass ihm noch ein Erbe geschenkt würde. Unter dieser Voraussetzung war es eigentlich unvorsichtig, den wahrscheinlich erst 20 oder 21 Jahre alten Albrecht den Kreuzzug antreten zu lassen. Er war damals weder verheiratet noch überhaupt verlobt, was verwundern muss, aber wahrscheinlich auf seine bescheidene Herrschaft Arneburg zurückzuführen war. Wir kommen noch darauf zurück und kehren ins Heilige Land zurück, wo sich Albrecht mit seinem sehr wahrscheinlich kleinen Truppenkontingent an dem jetzt zügig beginnenden Feldzug beteiligte. Seine Rolle kann nur bescheiden ausgefallen sein, denn wir hören überhaupt nichts bezüglich seiner Teilnahme anlässlich der Eroberung Sidons, der Ende Oktober die Einnahme Beiruts folgte. Auch Gibelet fiel den kaiserlichen Kreuzfahrern in die Hände. In knapp zwei Monaten waren sehr beachtliche Erfolge erzielt worden und der Vormarsch Richtung Damaskus begonnen, wo die Belagerung Torons begann. Die Besatzung der starken Festung wurde von den Franzosen aus Akkon gewarnt. Sie sollten sich keinesfalls den deutschen Kreuzrittern ergeben, da diese ihre Gefangenen, trotz anderslautender Zusagen ermorden würden. Mit den Franzosen kam es schon bald nach der Anlandung der ersten Kontingenten zu wiederholten Reibereien. Welche Seite die ausschlaggebenden Gründe für den Zwist gab, wird je nach Chronist anders beurteilt. Die Franzosen, besonders der stark französisch dominierte Templerorden, hatten eine gewissen Vormachtstellung unter den ansässigen Kreuzfahrern. Es ist wahrscheinlich, dass  die Ankunft der Deutschen schnell zu Kompetenzgerangel vor Ort führte und die Gemüter erhitzten. Die Lage im Outremer, in den Kreuzfahrerstaaten jenseits des Meers, war nicht njr wegen der islamischen Bedrohung gespannt. Mehr als das existierten unablässig Konflikte und Scharmützel untereinander, an denen Templer und Johanniter einen großen Anteil hatten. Statt sich gegenseitig im Kampf gegen den vermeintlich gemeinsamen Feind zu unterstützen, bekriegten sich die örtlichen Kreuzfahrerstaaten mehr, als sie sich halfen, auch schon bevor die Deutschen in Massen eintrafen. In ihren lokalen Rivalitäten unterschieden sich die christlichen Herren nicht von den moslemischen Fürsten der Region, die sich ihrerseits gegenseitig oft pausenlos bekriegten.

Noch waren nicht alle deutschen Truppenteile aus Sizilien und Unteritalien herübergebracht und auch der Kaiser war noch nicht im Heiligen Land angekommen. Mit seinem Eintreffen und der weiteren Truppenverstärkung war die allgemeine Zuversicht groß, dass die Rückeroberung Jerusalems gelingen würde, das sich mittlerweile seit zehn Jahren in den Händen der Ungläubigen befand. Die ab Spätherbst ankommenden Kreuzfahrer brachten allerdings eine verstörende Nachricht aus Italien mit, die erst als Gerücht die Runde machte, bevor es zur Gewissheit wurde. Der Kaiser war Ende September in Messina gestorben. Erneut starb das Reichsoberhaupt während die Ziele des Kreuzzugs noch nicht erreicht waren. Kaum wurde das Gerücht zur Gewissheit, als sich viele der deutschen Fürsten auf den Heimweg machten. Ihres Kreuzzugseids entbunden, den sie Heinrich geleistet hatten, galt ihre Sorge jetzt hauptsächlich den eigenen Besitzungen im Reich. Die baldige Wahl eines neuen Herrschers war zu erwarten und damit einhergehend das Buhlen um die Wiederbelehnung mit den Reichslehen aber auch die Sorge um die Nachfolge im Reich mit all den damit verbundenen Komplikationen, denn des verstorbenen Kaisers Sohn war noch ein Kleinkind. Das große Ziel Jerusalem aus den Händen der Muslime zu reißen, rückte in weite Ferne. Bevor der größte Teil des Heeres die Heimreise antrat, wurde mit Sultan Bakr Malik alʿAdil I. (1145 – 1218) ein fünfjähriger Waffenstillstand vereinbart.

Obwohl der Kreuzzug im wesentlichen nur rund zwei Monate mit aller Tatkraft gefochten wurde und mit dem Tod des Kaisers ein abruptes Ende nahm, war einiges erreicht worden. Der Fürst von Zypern, Amalrich von Lusignan (1145 – 1205) ließ sich schon auf dem Hoftag von Gelnhausen von Heinrich als Amalrich I. zum König von Zypern krönen und huldigte dem Kaiser. Der Selbe wurde nach der Einnahme von Beirut, als Amalrich II. zum König von Jerusalem gekrönt, wenngleich die Stadt sich unverändert in den Händen der Muslime befand. Daneben ließ sich auch Leo II., der Fürst von Armenien, als Vasall des römisch-deutschen Kaisers zum König von Armenien krönen. Die Machtposition die Kaiser Heinrich VI. durch seine ambitionierte Politik in wenigen Jahren erzielte, war beachtlich. Was hätte noch von ihm alles erreicht werden können, wäre er nicht im Herbst 1197 in noch realtiv jungen Jahren verstorben?

Es zogen nicht alle deutschen Kreuzfahrer ab. Schon seit dem dritten Kreuzzug waren deutschen Kontingente dauerhaft im Heiligen Land geblieben. Ganz im Gegensatz zu den Kräften anderer Kreuzfahrernationen, blieben sie eng mit dem Reich und ihrem angestammten Kulturkreis verbunden, mischten sich scheinbar auch weniger mit dem einheimischen Völkerschaften. Man möchte fast sagen, auch wenn der Vergleich mit großer Vorsicht zu ziehen ist, sie verhielten sich disziplinierter als speziell einige der französischen Lokalfürsten und deren Lehnsmänner. Auch Albrecht blieb in Palästina zurück. Was ihn dazu bewog, ist ungeklärt, es existieren hierzu keine erläuternden Aufzeichnungen. Im März 1198 lesen wir erstmals wieder von ihm, woraus man überhaupt die Erkenntnis erhielt, dass er nicht mit dem Hauptkräften ins Reich zurückkehrte. Schauen wir uns hierzu näher die Begebenheit an, sie ist von größtem Interesse für die weitere deutsche Geschichte. Zum besseren Verständnis ist ein zeitlicher Sprung von einigen Jahren die Vergangenheit notwendig, in die Zeit des Dritten Kreuzzugs, an den Ort der Belagerung Akkons.

Die insgesamt nahezu zwei Jahre andauernde Belagerung der Stadt, von August 1189 bis Juli 1191, stellte Belagerer wie Belagerte vor drastische Herausforderungen, nicht nur in Bezug auf die Nahrungsmittelversorgung, sondern auch hinsichtlich Hygiene und medizinischer Betreuung. Gemäß der Überlieferung wurde in Reaktion auf die verheerenden Verhältnisse vor Ort von Bremer und Lübecker Kreuzfahrern ein Hospital errichtet, das der Sage nach mit dem Segel einer Hansekogge überdacht war. Aus dieser Hospitalergemeinschaft entstand einige Jahre später zwischen Januar und März 1198, quasi im Nachklang an den Deutschen Kreuzzugs Heinrichs VI., ein neuer Ritterorden, der dem Vorbild der Templer und Johanniter folgte. Offiziell bestätigte Papst Innozenz III. im Februar 1199 die Erhöhung der Bruderschaft zum Ritterorden. Wesentlichen Beitrag leisteten der Patriarch von Aquilla, Wolfger von Erla (um 1140 – 1218) sowie der Konrad von Querfurt, der Kanzler des verstorbenen Kaisers und führende Kopf seines Kreuzzugs. Der junge Albrecht war Augenzeuge dieses Gründungsakts gewesen, was die Annahme nährt, dass er sich womöglich im engeren Kreis dieser Bruderschaft aufhielt und sich gegebenenfalls, er war ja noch ledig, mit dem Gedanken beschäftigte, dieser Gemeinschaft  beizutreten.
Wir werden in nachfolgenden Kapiteln mehr auf den Orden eingehen und lange Zeit immer wieder in Verbindung mit Brandenburg über den Orden berichten. Albrecht pflegte lebenslang Beziehungen zu Hochmeister Hermann von Salza (1162 – 1239). Dieser war der vierte Hochmeister des Ordens und neben Ulrich von Jungingen, sowie Albrecht von Hohenzollern, der bis heute mit weitem Abstand bekannteste Anführer des Deutschen Ritterordens. Er schuf dem Orden ein eigenes Ordensland, doch dazu an andere Stelle mehr.


Zurück in der Mark

Albrecht, in Urkunden weiterhin als Graf von Arneburg ausgewiesen, erscheint erstmals verbindlich wieder in einem Dokument vom 22. Januar 1202. Philipp von Schwaben nimmt darin das Augustinerstift Petersberg bei Halle in seinen Schutz und Albrecht wird unter den Zeugen aufgeführt. Es ist der erste schriftliche Nachweis, dass Albrecht wieder aus Palästina heimgekehrt war. Daneben belegt die Urkunde, dass Albrecht als offener Parteigänger des Staufers auftrat und hier mit seinem markgräflichen Halbbruder eine gemeinsame Linie fuhr. Ob Albrecht schon deutlich vor 1202 die Heimreise antrat, lässt sich nicht sagen, da keine Zeugnisse vorliegen. Der Markgraf, der sich seit Herbst 1198 im Krieg mit Dänemark und dessen pommerschen Vasallen befand, hätte die tatkräftige Unterstützung seines Bruders sicherlich gut gebrauchen können. Da Albrechts Name aber nirgendwo auftaucht, muss man wohl annehmen, dass  dieser sich noch in Palästina befand, zumindest schien er sich nicht nachweislich in Brandenburg aufgehalten zu haben.

Der alternde Markgraf war weiterhin ohne Erbe geblieben. Dass Albrecht dereinst die Nachfolge antreten würde, erschien täglich wahrscheinlicher. Vielleicht rief ihn gerade dieser Umstand in die Heimat zurück. Außer in der erwähnten Urkunde von 1202, wo er unter den Zeugen genannt ist,  taucht er erst wieder 1204 auf, hier bestätigt er den Mönchen des Klosters Ilsenburg ihre noch auf seinen Großvater Albrecht den Bären zurückreichenden Güter in Polkritz (Schwarzholz).

Im Deutschen Thronstreit zwischen dem Staufer Philipp und dem Welfen Otto, zeichnete sich zwischenzeitlich ein deutliches Übergewicht zugunsten des Staufers ab. Otto von Braunschweig war durch den Verlust seiner wichtigsten Verbündeten, darunter seinen Bruder Pfalzgraf Heinrich, seinen Schwiegervater Herzog Heinrich I. von Brabant, sowie Erzbischof Adolf I. von Köln, in die Defensive geraten. Am 6. Januar 1205 erfolgte die nochmalige Krönung Philipps, nachdem ihm auch die niederrheinischen Fürsten zuvor in einem symbolischen Wahlakt ihre Stimme gegeben hatten. Ein Ende des seit Jahren geführten Streits um den Thron zeichnete sich endlich ab. Das Reich hatte sich in zurückliegenden sechs Jahren durch die vorherrschenden Zustände selbst gegeiselt und infolge des Machtvakuums außenpolitisch gelähmt. All die großen Pläne Heinrichs VI. von einem Großreich, das seine Finger sogar bis nach Byzanz ausstreckte, waren in sich zusammengebrochen. Die Position Brandenburgs während des Thronstreits war unverbrüchlich an der Seite des Staufers Philipp. Man folgte hierin der pragmatischen Tradition die von Vater und Großvater bereits praktiziert wurde. Die unmittelbare Nachbarschaft zu den Kerngebieten der rivalisierenden Welfen zwang die Askanier seit Albrecht dem Bären fast schon gesetzmäßig an die Staufer.


Markgraf Albrecht II.

Nicht nur im Reich brachte das Jahr 1205 Veränderungen, auch für Albrecht ereignete sich Entscheidendes. Sein Halbbruder Otto II. war am 4. Juli 1205 gestorben. Wie lange schon erwartet, blieb dieser ohne einen eigenen Erben, worauf Brandenburg auf Albrecht überging, der nunmehr als Albrecht II. die  Regentschaft übernahm.
Der Erhalt der Dynastie wurde akuter denn je. Als letzter askanischer Spross in Brandenburg lag alles an ihm. Wie schon erwähnt, kann es nur verwundern, dass Albrecht, er war zum Zeitpunkt der Amtsübernahme 28 oder 29 Jahre alt, noch nicht verheiratet war. Eine ähnliche Affinität zum geistlichen Leben wie wir es bei seinem 1192 verstorbenen Halbbruder, dem Grafen von Gardelegen sahen, ist bei Albrecht, zumindest anhand der schriftlichen Hinterlassenschaften der Zeit, nicht zu erkennen. Ob er mit dem Gedanken spielte sich dem Deutschen Orden anzuschließen, oder einem der anderen Orden im Heiligen Land, ist ebenso unklärbar wie die Frage nach seinem Verbleib zwischen 1198 und 1202, weswegen aus Mangel an Zeugnissen auch die Frage seines bisherigen Jungesellendaseins unbeantwortet bleiben muss.

Als alleinregierender Markgraf Brandenburgs veränderten sich die Anforderungen an ihn mit einem Schlag. Zu seinen dringenden Verpflichtungen gehörte jetzt die Suche nach einer standesgemäßen Gattin, um schnellstmöglich eine Familie zu gründen, wollte man nicht Gefahr laufen, dass bereits in der dritten Generation das Gründergeschlecht Brandenburgs ausstarb. Tatsächlich ließ der neue Markgraf keine Zeit verstreichen, schon einen Monat nach der Regentschaftsübernahme, im August 1205, heiratete er Mechthild von Landsberg (1186 – 1255), die älteste Tochter Konrads II. von Landsberg (1159 – 1210), dem letzten Markgrafen der Lausitz. Wie es zu dieser Verbindung mit dem Wettiner Haus kam, ist nicht weiter bekannt. Albrecht und Konrad kannten sich womöglich vom Kreuzzug 1197.  Beide sind im März 1198 unter den Zeugen der Gründung des Deutschen Ordens vor Akkon. Die Hochzeitsfeier wurde von Graf Dietrich von Sommerschenburg (um 1154 – 1207), dem Bruder des Brautvaters, in Groitzsch ausgetragen. Schon im Folgejahr kam eine Tochter zur Welt, die nach der Mutter den Namen Mechthild (1206 – 1261) erhielt. Sie heiratete 1228 Welfenherzog Otto I. von Lüneburg (1204 – 1252). Im darauffolgenden Jahr wurde erneut eine Tochter geboren, Elisabeth (1207 – 1231). Im Jahr 1228 heiratete sie den Landgraf Heinrich Raspe von Thüringen. Noch ließ ein männlicher Nachkomme auf sich warten. Nach weiteren rund sechs Jahren war es soweit. Am markgräflichen Hof gab es Grund zu großer Freude, denn der lang ersehnte männliche Nachwuchs hatte sich endlich eingestellt. Mit der Geburt Johanns (1213 – 1266) war die Sorge um die Nachfolge vorerst genommen.  Die Namenswahl stellte eine Neuerung dar, er tauchte bisher bei den Askaniern Brandenburgs nicht auf. 1215 erblickte ein weiterer Sohn das Licht der Welt, womit sie Erbfolge eine zweite Standsäule erhielt. Diesem zweiten Sohn wurde der Namen Otto (1215 – 1267) gegeben, nach dem Großvater, womit wieder einer der Traditionsnamen gewählt wurde.

Albrechts erste drei Regentschaftsjahre verliefen augenscheinlich ruhig. Bekannt sind nur einige wenige Aufzeichnungen aus dieser Zeit, in denen er unter anderem der Kirche von Stendal ihren Besitz, auf seine Bitten hin, von Papst Innozenz III. bestätigen ließ. Aus dem Mangel an Urkunden darf nicht der Schluss gezogen werden, dass in der Zwischenzeit Müßiggang den Markgrafen überkommen hätte. Leider sind wohl viele Schriften in späteren Jahrhunderten verloren gegangen und man muss aus dem Wenigen was noch existiert, ein halbwegs schlüssiges Bild rekonstruieren, was aber selbst bei besserer Urkundenlage schon schwer genug wäre.


Königsmord

Im Reich hatte sich Philipp von Schwaben als König de facto durchgesetzt. Einzig die formelle Verzichtserklärung auf die Krone durch Otto von Braunschweig fehlte noch zur endgültigen Beilegung des Thronstreits, der jetzt schon seit einem Jahrzehnt ausgefochten wurde. Mitte Juni 1208 sollte ein Waffenstillstand zwischen Philipp und Otto zu Ende gehen. Der Staufer rüstete seit dem späten Frühjahr ein Heer, um seinen Kontrahenten endgültig niederzuwerfen und damit zum Verzicht auf die Krone zu zwingen. Seine Anhänger aus dem Nordosten, darunter werden sich auch brandenburgische Kontingente befunden haben, sammelten sich in Quedlinburg. Aus Böhmen rückte eine große Streitmacht heran, um über Thüringen marschierend in Braunschweig einzufallen. Erzbischof Waldemar von Bremen versammelte sein Heer in der Grafschaft Stade und selbst aus Ungarn schickte der dortige König Hilfsvölker. Eine eigene Streitmacht, bestehend aus Truppen seines eigenen Hauses sowie aus niederrheinischen und niederlothringischen Aufgeboten, führte Philipp selbst an, das sich in Bamberg formierte, wo er Juni 1208 weilte. Hier heiratete am 21. Juni seine Nichte Beatrix (1193 – 1231), Pfalzgräfin von Burgund, den Herzog Otto VII. von Meranien (vor 1190 – 1235). Philipps Anwesenheit war nicht nur aus der engen verwandtschaftlichen Beziehung heraus notwendig, es war eine wichtige Gelegenheit zur königlichen Repräsentation und Hofhaltung, weswegen er die eigenen Vorbereitungen zum Feldzug zwar nicht unterbrach aber in den fränkischen Raum verlegte. Die Kriegskasse war mit 30.000 Mark Silber gut gefüllt, der Ausgang des Feldzugs konnte kaum in Frage gestellt werden.
Otto von Braunschweig blieben die Vorbereitungen freilich nicht verborgen. Er versetzte alle seine Städte und Burgen in Verteidigungszustand und bat bei seinen Verbündeten, König Waldemar von Dänemark und König Johann von England um Beistand. Johann, der im Kampf gegen Frankreich in die Defensive geraten war, konnte nicht helfen aber Waldemar hoffte durch seine Unterstützung Kapital für sich, das heißt Raum nach Süden zu gewinnen. Das Engagement Dänemarks musste besonders für den brandenburgischen Markgrafen Anlass gewesen sein seinerseits aktiv zu rüsten, um Philipp von Schwaben tatkräftig zu unterstützen.

Pfalzgraf Otto ermordet König Philipp

Nachdem Philipp am Vormittag seine Nichte ihrem Bräutigam übergeben hatte, zog er sich, offenbar gesundheitlich angeschlagen, zur Mittagszeit in seine Gemächer in der Bamberger Bischofspfalz zurück. Hier wurde er zur Ader gelassen und ruhte sich von den bisherigen Anstrengungen aus. Bei ihm waren nur sein Kanzler, der Speyerer Bischof Konrad von Scharfenberg und Truchsess Heinrich von Waldburg. Gegen 15 Uhr wurde es unruhig. Pfalzgraf Otto VIII. von Wittelsbach traf in Begleitung einiger Bewaffneter am Tor zur Residenz des Bamberger Bischofs ein. Während seine Begleiter an der Pforte warteten, begab sich der Pfalzgraf zum Gemach des Königs und wurde arglos von ihm empfangen. Augenblicklich zog er sein Schwert, stürzte sich auf Philipp und führte einen tödlichen Hieb gegen dessen Hals. Dieser taumelte noch einige Schritte zurück und brach dann tot zusammen. Des Königs Kanzler versteckte sich aus Furcht, während der Truchsess noch versuchte dazwischenzugehen und dabei schwer am Kinn verletzt wurde. Der Mörder flüchtete aus dem Palast und ritt mit seiner Begleitung eilig davon.

Eine vergleichbar ungeheuerliche Bluttat hatte es bislang im Reich nicht gegeben. Philipp von Schwaben war der erste römisch-deutsche Herrscher, der einem Mordanschlag zum Opfer fiel. Alle Söhne des alten Kaisers Rotbart waren eines unnatürlichen Todes gestorben. Als letzter männlicher Spross aus dem staufischen Hause, lebte jetzt nur noch Friedrich, der zwischenzeitlich dreizehnjährige Enkel Barbarossas. Doch dieser weilte im fernen Palermo und war noch nie im Land seiner Väter gewesen. Philipp selbst hinterließ vier Töchter und eine hochschwangere Frau, die wenige Wochen nach ihm bei einer Frühgeburt starb. Als ob sie ihr Ende ahnte, hatte sie zuvor der Kirche großzügige Schenkungen gemacht. Die Nachricht von der Ermordung des Königs raste förmlich durch das Reich. Schon zwei Tage nach der Tat erreichte die Kunde das bei Quedlinburg versammelte Heer der ostsächsischen Fürsten. Im ganzen Reich brachen schon wenige Tage nach dem Tod des Königs anarchische Zustände aus. Zehn Jahre des Bürgerkriegs hatten viele hohe Herren verrohen lassen. Die unzähligen Plünderungen in den Ländereien der Anhänger des jeweils gegnerischen Königslagers hatten jedes Gefühl von Moral untergraben. Händler und Klöster waren überall wo die Obrigkeit den Landfrieden nicht mehr wahren konnte, Opfer von Plünderungen und Brandschatzungen. Der Begriff vom Raubrittertum war noch nicht geboren, doch waren es schon damals gerade die Herren des Landadels, die am schlimmsten wüteten.
Es sollte Monate dauern, bis das Reich aus dem Zustand von Lethargie und Gesetzlosigkeit erwachte und sich erinnerte, dass mit Otto von Braunschweig immer noch ein gewählter, König lebte. Dieser Otto konnte überhaupt nicht anders, als an ein Wunder, an ein Gottesurteil zu glauben, nachdem seine Lage hoffnungslos geworden war und er sich mit dem Gedanken abfand, bei den bevorstehenden Kämpfen gegen eine überwältigende Übermacht zu sterben.
Eine Verwicklung des Welfen beim Königsmord lag nicht vor, auch wenn dieser ohne jeden Zweifel der größte Nutznießer war. Tatsächlich handelte es sich um die Einzeltat des Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach, der sich vom König verprellt und gedemütigt fühlte. Philipp verlobte vor Jahren eine seiner vier Töchter mit dem Wittelsbacher, zog die Verlobung dann aber erst kürzlich zurück, um sie stattdessen aus politischen Erwägungen mit einem Neffen des Papstes zu verloben. Da die diesbezüglichen Verhandlungen mit dem Papst unter den Zeitgenossen größtenteils verborgen blieben, machten sich schnell allerlei Gerüchte über den Grund der Verlöbnisauflösung breit. Dem Pfalzgrafen ging ohnehin der Ruf voraus, er würde zu übertriebener Gewalttätigkeit, bis hin zur Mordlust neigen und der König hätte deswegen die Verlobung aufgehoben. Der hitzköpfige Wittelsbacher sah sich in seiner Ehre tief gekränkt. Ausschlaggebend für seine Tat war letztendlich jedoch eine andere Angelegenheit. Otto von Wittelsbach hatte sich zwischenzeitlich mit Gertrud, der Tochter des schlesischen Herzogs Heinrich I. (1165 – 1238) verlobt. Er glaubte, die Ursache hierzu ist unbekannt, dass Philipp auch diese Verbindung zu hintertreiben suchte und in seinem Zorn oder Wahn, man weiß es nicht, ließ er sich dann zu jener schrecklichen Tat hinreißen.


Brandenburgs politischer Wechsel

Mit der Ermordung Philipps und den darauf folgenden Monaten der Anarchie, übernahm Otto von Braunschweig als Otto IV. endgültig die Regentschaft im Reich. Brandenburgs stauferfreundliche Politik war in eine gefährliche Sackgasse geraten. Im Juli erhielt der Markgraf, übrigens neben ihm viele weitere oppositionelle Fürsten, einen Brief vom Papst. Innozenz III. ermahnte darin, nachdem der Thronstreit auf so dramatische Weise zu Ende gegangen war, dem König Otto fortan treu anzuhängen. Albrecht befand sich in allerbester Gesellschaft. Sorgen vor Repressalien musste er sich eigentlich nicht machen, doch war es wegen der Nachbarschaft zu den welfischen Kernlanden geboten sich nicht zu lange Zeit zu lassen und am besten schnell zu handeln. Otto IV. zog mit einem Heer gegen den Bischof von Halberstadt, der sich kampflos unterwarf, worauf der König sich anschickte ins Magdeburgische einzurücken, doch lenkte der dortige Erzbischof rasch ein, womit eine Gallionsfigur der sächsischen Stauferpartei die Seiten wechselte und damit eine Lawine auslöste. Am 22. September kam es in Halberstadt zu einer Versammlung der ostsächsischen Fürsten, darunter auch Albrecht II. Sie erkannten anlässlich des Halberstädter Tag den König öffentlich an. Es war ein Paradigmenwechsel. Seit Konrad III. standen die Askanier grundsätzlich auf der Seite der Staufer, auch wenn es unter Barbarossa zeitweilig zu ernsten Verstimmungen rund um die Herrschaft Plötzkau kam. Jetzt vollzog Albrecht aus pragmatischen Erwägungen eine totale politische Kehrtwende und trat in das Lager der Welfen über. Vielleicht ist es zu drastisch formuliert von einer totalen Kehrtwende zu sprechen, denn zu diesem Zeitpunkt gab es im Reich keine weitere Partei mehr. Die Staufer und ihre meist süddeutschen Anhänger, einer männlichen Führung beraubt, lagen nach dem Tod Philipps in Agonie. Schnell fanden sich in den schwäbischen Kernlanden der Staufer zahlreiche lokale Kleinfürsten, die sich an der staufischen Erbmasse gütlich taten und das, obwohl des ermordeten Königs vier Töchter ein unbestreitbares Anrecht auf die Familiengüter besaßen und die Herzogswürde und das damit verbundene Reichslehen auf den fernen Neffen in Palermo überging, der jedoch aus der Entfernung keinerlei Handhabe hatte das Treiben in Schwaben zu unterbinden. In der zeitweisen Auflösung aller Ordnung, die dem Königsmord folgte, dachte zunächst augenscheinlich niemand daran den Tod Philipps zu rächen, bis zum ersten Hoftag des Königs. Am 11. November rief der Mainzer Erzbischof die Fürsten des Reichs nach Frankfurt und sie folgten zahlreich seinem Rufe. Es war seit Jahren der größte Hoftag. Hier wurde Otto IV. allgemein als König anerkannt und es war auch hier, wo Beatrix von Hohenstaufen, die älteste Tochter des ermordeten Königs, vor die versammelten Fürsten trat, in Bekleidung des Bischofs von Speyer, der Augenzeuge des Mordes war, und Klage gegen Pfalzgraf Otto von Wittelsbach erhob. In lauten, eindrucksvollen Worten forderte sie Sühne für das Verbrechen an ihrem Vater. Die anwesenden Fürsten, beeindruckt und vermutlich ebenso beschämt von der Szenerie, unterstützten ihre Forderung. Einstimmig wurde der Pfalzgraf verurteilt und vom König für vogelfrei erklärt, seine Reichslehen wurden eingezogen, ebenso jene des Markgrafen von Istrien und des Bischofs von Bamberg, die als Komplizen bzw. Mitwisser galten. Schon im Folgejahr wurde der Täter bei Regensburg gestellt und an Ort und Stelle gerichtet, sein Kopf abgetrennt und in die Donau geworfen. Der Torso wurde auf freiem Feld verscharrt. Erst acht Jahre später verschaffte ihm Herzog Ludwig von Bayern, sein Vetter, dem die Pfalzgrafschaft zugefallen war, eine christliche Bestattung im Kloster Indersdorf, rund 35 Kilometer nordwestlich von München.

In der Folgezeit trat Albrecht von Brandenburg häufig als Zeuge in Urkunden des Königs auf. Es scheint offensichtlich, dass er aus der geografischen Nähe zum königlichen Stammsitz in Braunschweig Kapital schlagen wollte. Neben der reinen Tatsache, dass es nur klug war dem amtierenden König gefällig zu sein, ließ er sich vermutlich vom Beispiel seines namensgebenden Großvaters inspirieren, der seinerzeit zu Lothar III. in gleicher regionaler Konstellation stand und sich damals eng an diesen anschloss. Nach vier Generationen staufischer Herrscher, mit einem klaren Schwerpunkt südlich der Mainlinie, verlagerte sich das Zentrum des Reichs wieder in den sächsischen, den norddeutschen Raum. Es war das letzte Mal, fortan folgten nur noch süddeutsche oder sogar reichsfremde Monarchen.

Unter Markgraf Albrecht trübte sich erstmals das Verhältnis zum Erzbistum Magdeburg. Bislang waren das Erzstift und Brandenburg in einträchtiger Verbundenheit, dabei oft genug in kriegerischen Bündnissen eng miteinander vereint. Dies schien sich mittlerweile geändert zu haben. Im Jahre 1208 lässt Albrecht II. bei Wolmirstedt die dortige, damals noch am Zufluss der Ohre in die Elbe gelegene Burg umfangreich erweitern und verstärken. Die Lage der Wehranlage, keine 20 Kilometer nördlich von Magdeburg entfernt, lässt nur den einen Schluss zu, dass sie gegen das Erzstift gerichtet war und den südlichen Zugang zur Altmark decken und gleichzeitig den Elbverkehr abschirmen sollte. In Magdeburg war seit August 1205 Albrecht I. von Käfernburg neuer Erzbischof. Dessen Amtseinführung war nahezu zeitgleich mit dem Regierungsantritt Albrechts in Brandenburg erfolgt. Beide Albrechts gehörten dem staufischen Lager Philipps von Schwaben an, es konnte somit keine unterschiedliche Position während des Thronstreits Ursache eines Zerwürfnisses gewesen sein, nicht zu diesem Zeitpunkt. Nach dem Tod des Staufers traten beide Fürsten ins Lager des Welfen über. Dem Erzbischof wurde sein Parteiwechsel durch umfangreiche Zugeständnisse reichlich vergoldet. Der Erzbischof war in der Folgezeit eine große Stütze bei der Anerkennung Ottos IV. und darin einer der führenden Köpfe. Er stand in gutem Einvernehmen mit Papst Innozenz III. und spielte auch später in der Reichspolitik eine bedeutende Rolle, wir werden noch von ihm lesen. Es scheint, dass dieser hochengagierte Kirchenfürst vor allem in Fragen der weltlichen Politik eine klare Linie fuhr und die Interessen des Erzbistums mit Selbstbewusstsein und Durchsetzungswillen vertrat. Vermutlich rührten hieraus schon bald die ersten Interessenskonflikte mit der markgräflichen Politik. Im Vergleich zu Magdeburg und der Stellung seines geistlichen Fürsten, war die Position Brandenburgs und des Markgrafen ungleich kleiner. Politisch versuchte das Erzstift über seine beiden Suffragandiözesen Brandenburg und Havelberg, die beide als Enklaven im Territorium der Mark lagen, Einfluss auf die Vorgänge in der Markgrafschaft zu nehmen. Einer der hauptsächlichen Aufhänger des Zerwürfnis war dabei der sogenannte Brandenburger Zehnstreit, der maßgeblich mit den beiden vorgenannten Bistümern geführt wurde, wo sich allerdings der Erzbischof als Metropolit der übergeordneten Kirchenprovinz einmischte. Der Streit zog sich über Jahrzehnte hin und wurde erst unter den Nachfolgern Albrechts in einem Vergleich gütlich beigelegt. Wir gehen später detaillierter darauf ein. Daneben traten noch andere Reibungspunkte zutage. Der Warenverkehr auf der Elbe nahm an Bedeutung immer mehr zu. Die Elbzölle spülten gutes Geld in die meist klammen Landeskassen der jeweiligen Anrainer und waren entsprechend hart umkämpft. Es konnte kaum anders sein, als dass es auch hier zu Verwicklungen kam. Möglicherweise waren es auch schon handfeste territoriale Konflikte, die einen Keil zwischen beide Fürstentümer trieb. In den ostelbischen Gebieten machten sich mehrere Fürsten untereinander Konkurrenz um die kleiner werdenden Gebiete der Slawen. Im Oktober 1207 verlieh Philipp von Schwaben dem Erzbischof Bistum, Kirche, Burg und Stadt Lebus, dessen Gebiet sich beiderseits der Oder erstreckte. Vorweg, man muss hier bei der Bewertung vorsichtig sein, denn es bedeutete nicht automatisch dass eine reale Herrschaft auf ein Gebiet ausgeübt wurde, nur weil ein König einem die Rechte dazu verlieh. Wir erinnern uns an das Beispiel der Nordmark aus der Ottonischen Zeit, das zwar formell von der Elbe bis an die Oder reichte, auf das aber faktisch keinerlei Zugriff existierte. Im dreizehnten Jahrhundert hatte sich daran freilich vieles geändert, doch waren die Gebiete östlich des Teltow und Barnim weiterhin in slawischer Hand. Darüber hinaus erhob Polen seit langem Anspruch auf die Region. Die einzelnen piastischen Linien, polnische wie schlesische, machten sich das Gebiet seit dem zehnten Jahrhundert untereinander streitig ohne es bisher vollständig unterworfen zu haben. Mit der Erweiterung des brandenburgischen Gebiets unter Markgraf Otto II., fiel das Lebuser Land, zumindest der Teil westlich der Oder, in die Einflußsphäre Brandenburgs, dessen Landesfürst als direkter Nachfolger des letzten Markgrafen der Nordmark, einen grundsätzlichen Anspruch auf die Regionen zwischen Elbe und Oder erhob und allein darin in jedem anderen Konkurrenten einen Widersacher seines ererbten Rechts sah. Schlussendlich waren dann noch die Wettiner in der Lausitz, und die sächsische, bald darauf zusätzlich die anhaltinische Verwandtschaft. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis alle slawischen Restgebiete zwischen Elbe und Oder unterworfen waren und alle glaubten schon jetzt vollmundig Ansprüche anzumelden.

Wappen Ottos IV., die Löwen des
Hauses Plantagenêt seiner Mutter
und der Reichsadler

Der Herrschaftsanspruch Ottos IV. im Reich war besonders im norddeutschen Raum unangefochten, doch war das nicht überall so. Die Fürsten, zumeist im Südenwesten aber auch manche Kommune in Reichsitalien, legten das erlittene Trauma seit der Ermordung Philipps langsam ab und die Stauferpartei begann sich wieder zu regen, wissend um den jungen,  zwischenzeitlich vierzehnjährigen Friedrich, Abkömmling Kaiser Heinrichs VI., der im Königreich Sizilien zu regieren begann. Otto, der sich seiner unsicheren Position bewusst war, erhielt moralische Unterstützung aus England, von König Johann, seinem Onkel. Reales konnte der im Dauerkrieg mit Frankreich gefangene Herrscher nicht leisten, am wenigsten Geld oder Truppen und so griff er immerhin zur Feder und schrieb an zahlreiche deutsche Fürsten, darunter auch an den Markgrafen von Brandenburg. In dem in London aufgesetzten, auf den 24. März 1209 datierten Schreiben, ruft er sie auf für König Otto einzustehen, was als Zeugnis gewertet kann, dass mit einer baldigen Gegenbewegung gerechnet wurde. Für Johann war der am englischen Hot aufgewachsene Neffe auf dem römisch-deutschen Thron strategisch. Er. erhoffte er sich dadurch Unterstützung im Kampf gegen Frankreich, sobald Otto IV. das Reich fest hinter sich gebracht hatte. Otto war zu diesem Zeitpunkt weit davon entfernt irgendwem Beistand leisten zu können. Sein hauptsächliches Bestreben galt der Vermeidung eines zweiten Thronstreits. Als wichtigste und nächste Maßnahme war die Erwerbung der Kaiserkrone, worauf er sich jetzt konzentrierte. Die Zeichen dazu standen besonders günstig. Innozenz III. hatte sich damals, nach dem Ausbruch der Auseinandersetzungen mit Philipp von Schwaben, bald offen für den Welfen ausgesprochen und an der päpstlichen Gunst hatte sich seither nichts verändert. Im Sommer 1209 sammelte sich bei Augsburg ein Heer zum Romzug. Ziel war die Kaiserkrone. Markgraf Albrecht war nicht unter den Teilnehmern, wohl aber der Erzbischof von Magdeburg und viele weitere Prälaten. Der Weg führte das Heer wie üblich über den Brenner nach Oberitalien, wo Otto IV. ehrenvoll empfangen wurde. Weiter ging es über die Toskana nach Süden. In Viterbo, 80 Kilometer nördlich von Rom, erwartete ihn der Papst. Es kam zu Unterhandlungen. Innozenz III. verlangte vor der Krönung, dass Otto IV. unter Eid dem Kirchenstaat den Anspruch auf verschiedene Gebiete in Mittelitalien bestätigte. Otto lehnte unter Berufung auf die Würde des Reiches ab und bestand auf die vorherige Krönung, bevor man im Anschluss in neue Verhandlungen gehen könne. Er bewies an der Stelle eine beachtliche Hartnäckigkeit und zeigte mehr Willen zur Wahrung der Reichsinteressen, als noch Heinrich VI., der zur Erreichung seiner staufischen Hausmachtinteressen in Unteritalien dem Papst umfangreiche Zugeständnisse machte. Wahrscheinlich war Otto in dieser Angelegenheit von Erzbischof Albrecht von Magdeburg beraten worden, der mit dem Papst in engem Verhältnis stand und wohl in der Lage war die Stimmung am Lateran richtig einzuordnen. Am 29. September brach das Heer auf, um weiter nach Rom zu ziehen. Der Papst war ihm bereits vorausgegangen. Am 2. Oktober trafen sie in Rom ein. Die Größe des Heers ist nicht überliefert, wir wissen nur, dass er etwa 6.000 Ritter, das heißt geharnischte Reiter neben den Armbrustschützen mit sich führte, dazu das zahlreiche Gefolge der viele Fürsten und Geistlichen, die ihn nach Italien begleitet haben. Alles in allem wird die Zahl wenigstens 20.000 Mann gewesen sein.
Am 4. Oktober erfolgte die Kaiserkrönung in der Peters Basilika. Eine Kaiserkrönung war ein Schauspiel und die Straßen, vor allem der Platz vor der Kirche war demgemäß dicht gefüllt mit Schaulustigen. Bereits beim Anmarsch kam es zu Schwierigkeiten aber noch nicht zu Ausschreitungen. Nach der Zeremonie spitzte sich die Situation dann zu. Während des Ausmarschs kamen eine ganze Anzahl Gefolgsleute des Königs zu Tode. Was der Auslöser der Gewalttätigkeiten war, ist ungewiss. Schon Barbarossa musste sich anlässlich seiner Krönung den Rückweg durch eine Meute aufgebrachter Römer freihauen. Damals leistete ihm Heinrich der Löwe, der Vater Ottos IV., große Dienste gegen den gewalttätigen Pöbel.

Kaiser Otto, nachdem er zuvor gegenüber dem Kirchenstaat und verschiedenen geistlichen Fürsten im Reich den Eindruck großen Entgegenkommens zeigte, ließ schnell die Maske fallen. In den vom Papst in Viterbo angesprochenen Interessensgebieten, gemeint waren das Herzogtum Spoledo und die Markgrafschaft Ancona, übte der Kaiser dort selbst die Regentschaft aus, verlieh sie schließlich an deutsche Fürsten. Überhaupt blieb der Kaiser, gegen alle päpstliche Erwartung in Italien, statt wieder in den deutschen Reichsteil zu ziehen. Innozenz war davon tief betroffen, regelrecht schockiert. Er klagte offen über die Undankbarkeit Ottos, den er durch seine Unterstützung erst zu dem machte, was er jetzt war. Innozenz sollte nicht der einzige Enttäuschte bleiben. Auch Erzbischof Albrecht von Magdeburg musste feststellen, dass die ihm gemachten Zusagen nicht in dem Maße in die Tat umgesetzt wurden, als erwartet. Zum Ausgang des Jahres 1209 hatte der neue Kaiser in rascher Folge einige mächtige Anhänger verprellt.


Albrechts Pläne für ein eigenes Bistum

Am 26. März 1210 schrieb der Papst an den Abt des Zisterzienser Klosters Sittichenbach, dem Mutterkloster des von Markgraf Otto I. im Jahre 1180 gegründeten Klosters Lehnin. Ebenso erhielt der Domdekan von Halberstadt einen Brief gleichen Inhalts. Innozenz III. informierte beide Kirchenmänner darüber, dass Albrecht II. plane eine Stiftskirche zu errichten, die unmittelbar dem Papst unterstünde. Analogien zu den Plänen seines 1192 verstorbenen Halbbruders Heinrich, der zuerst in Tangermünde, dann in Stendal ein exemptes, ein unabhängiges Bistum errichten wollte, sind deutlich zu erkennen. Der brandenburgische Landesherr argumentierte, dass der Großteil der jetzigen Mark von seinem Bruder, seinem Vater und seinem Großvater den slawischen Heiden aus eigener Kraft entrissen wurde. Die Bistümer Brandenburg und Havelberg daran keinen Anteil hatten und demgemäß die Christianisierung des ostelbischen Raum maßgeblich der Verdienst der askanischen Markgrafen wäre.

Die Absicht die Albrecht II. mit der Gründung verfolgte, war den Kirchenzehnten durch ein Abkommen mit dem Papst zu einem erheblichen Teil der eigenen landesherrlichen Kasse zufließen zu lassen. Sein Angebot sah vor, dass er in den in Frage kommenden Gebieten 2/3 des Kirchenzehnten erhielt, davon den Kirchenbau finanziere, sowie die notwendigen Truppen im Kampf gegen die Heiden. 1/3 käme dem Domprobst und damit der Stiftskirche zu. Besagter Probst würde von ihm ausgewählt aber dem Papst überließ er die abschließende Entscheidungsgewalt ob der Kandidat ins Amt eingeführt wurde. Weiter bot er ihm jährlich eine Mark reinen Silbers pro 50 Hufe Land an. Eine brandenburgische Hufe entsprach in etwa 17 Hektar nach heutigem Maß. Es kam also auf 850 Hektar bebauten Landes, je eine Mark Silber, was dem Gewicht von rund 234 Gramm entsprach. Grob überschlagen waren  zwischen den Jahren 1200 und 1230 etwa 25.000 Hufe in Brandenburg erschlossen, was einer jährlichen Abgabe von 500 Mark Silber für die päpstliche Kasse entspräche, einfach nur für dessen Zustimmung, ohne das daraus weitere Verpflichtungen entstünden. Der Papst stand dem Vorhaben demnach auch wohlwollend gegenüber.
Albrecht II. erwog diesen Schritt nicht um die Diözesen Brandenburg oder Havelberg, auch nicht Magdeburg zu verprellen, sondern um die eigenen klammen Kassen zur weiteren Expansion nach Osten, was nur mit Trupenaushebungen zu bewerkstelligen wäre, zu finanzieren. Die Erlöse die dem markgräflichen Kämmerer zuflössen, wären um ein vielfaches höher gewesen, als das, was dem Papst als Jahrgeld zukäme, wenn auch zunächst nur in Form von reinen Naturalien. Wir wollen nicht tiefer auf den Zehnt eingehen, er war von Fall zu Fall unterschiedlich und belief sich je nach Qualität des bebauten Landes auf bis zu 30 % des Ernteertrags bzw. auf das Großvieh. Es zeigt aber, welch gewaltige Dimensionen die kirchlichen Einnahmen besaßen, weshalb die jeweiligen Landesherren eifersüchtig auf diese Pfründe schauten und nach Mitteln suchten diese Geldquellen für sich selbst zu erschließen.
Das Vorhaben wurde letztendlich nicht zur Durchführung gebracht. Der Markgraf war bald andersweitig vollauf beschäftigt, denn es zogen Kriegswolken auf. Aus dem schon erwähnten Brandenburger Zehntstreit, vor allem der sich entwickelnden Ausprägung des Streits, können wir allerdings ableiten, dass Albrecht und seine Nachfolger, ohne die Stiftsgründung vorzunehmen, die Abgaben eintrieb und landesherrlich verwendete, ohne dass dem Papst dabei etwas zufiel oder einem Stiftskapitel. Ein derartiges Verfahren war alles andere als risikolos, eignete er sich doch dadurch streng genommen Kircheneigentum an. Eine bald auftretende Veränderung der politischen Lage im Reich und in Italien, entzog sein Tun der Aufmerksamkeit der Kurie, die sich mit den italienischen Verhältnissen zu beschäftigen hatte. Anders sah es mit dem magdeburgischen Metropoliten aus. Die Auseinandersetzungen mit Erzbischof Albrecht von Magdeburg verliefen dementsprechend nicht nur verbal oder schriftlich, sondern eskalierten auf dem Höhepunkt zum regelrechten Krieg. Mehr dazu im nächsten Kapitel.


Kaiser Ottos IV. Feldzug gegen Sizilien

In Italien befand sich Kaiser Otto IV. mit seinem Heer seit Herbst 1210 auf dem Vormarsch. Er hatte bis zum Herbst 1211 den größten Teil Unteritaliens unterworfen und schickte sich an der Meerenge bei Messina an nach Sizilien überzusetzen und sich des sizilianischen Königreichs zu bemächtigen, um es erneut an das Reich anzuschließen. Hier kollidierte er entschieden mit den Interessen des Papstes zusammen, der Sizilien als ein Lehen des Kirchenstaats betrachtete.
Nach dem Tod Heinrichs VI., der seinerseits darüber mit dem damaligen Papst in Konflikt geriet, war die kurzzeitige Union zwischen dem Reich und Unteritalien wieder zerbrochen, auch wenn in Sizilien formell ein Staufer, jener schon oft genannte Friedrich, designierter König war. Da Friedrich zum Zeitpunkt des Todes Heinrichs VI. erst zwei Jahre war und auch seine Mutter wenige Jahre darauf starb, nahm sich Papst Innozenz III. des Waisenknaben an, nicht ohne eine eigene politische Agenda damit zu verfolgen. Seit der Kaiserkrönung Ottos im Oktober 1209, hatte sich die Lage drastisch verändert und dem Papst ging die sorgsam eingefädelte Kontrolle in Italien zunehmend verloren. Otto IV. betrieb den Rest des Jahres 1210 und dann weiter im Folgejahr eine kühne Strategie die das bisherige gute Verhältnis mit dem Papst völlig über den Haufen warf. Mit seinem Vorstoss nach Süden verfolgte er zwei Ziele. Die schon genannte neuerliche Vereinigung Unteritaliens mit dem Reich und die Neutralisierung des junge Staufers, der ihm sonst sehr bald zum Konkurrenten werden konnte. Im Gegensatz zu ihm, konnte sich der Staufer Friedrich rühmen mit den Saliern verwandt zu sein, die ihrerseits mit den Ottonen verwandt waren, wenn auch in beiden Fällen über die weibliche Linie. Auch im frühen dreizehnten Jahrhundert war der Glaube an die wundersame Wirkung die im Königsheil steckte, dass sich durch Blutsverwandtschaft fortpflanzte, sehr groß im Bewusstsein der Menschen. Ein König der über das notwendige Heil verfügte, war von Gott gewollt, von ihm geleitet und damit ein rechter Vorsteher des Reichs.
Das militärische Vorgehen des Kaisers vom Herbst 1210 überstrapazierte die Geduld des Papstes längst. Noch Ende September erfolgten unter der Leitung des Abtes von Morimund Verhandlungen zwischen dem Pontifex in Rom und dem Kaiser. Sie blieben erfolglos. Nachdem Otto wie oben beschrieben Anfang November in das Königreich Friedrichs in Unteritalien eingefallen war, exkommunizierte ihn der Papst am 18. November 1210. Bei Capua überwinterte der Kaiser mit seinem Heer und setzte im Frühjahr 1211 seine Eroberung fort. Neapel, Salerno, ganz Kalabrien fielen in die Hände der kaiserlichen Truppen. Im September schickte er sich an nach Sizilien überzusetzen und die Insel einzunehmen, als ihn alarmierende Nachrichten aus dem deutschen Reichsteil überbracht wurden.
In Nürnberg hatten sich auf Initiative des Magdeburger Erzbischofs, der tief enttäuscht vom welfischen Kaiser abgefallen war, Erzbischof Siegfried von Mainz, ein langjähriger Weggefährte Ottos IV., der Landgraf Hermann I. von Thüringen und der böhmische König Ottokar I. im September 1211 getroffen. Sie wählten sich einen „anderen Kaiser“. Die Formulierung alium imperatorem ist dabei höchst interessant. Doch gehen wir zunächst auf die Tatsache ein, dass ein so kleiner Kreis von nur vier Reichsfürsten die Wahl vornahm. Im Kontext der bisherigen Wahlen ist das bemerkenswert. Die Veranstaltung hatte bei Licht betrachtet mehr den Charakter einer deutlichen Stellungnahme, als einer rechtsverbindlichen Wahl. Spätestens jetzt trat wieder eine Stauferpartei mit sehr prominenenten Anhängeren offen auf.  Noch beachtenswerter ist das erwähnte alium imperatorem. Sie wählten nicht einen König, sondern gleich einen Kaiser. Hiermit bewiesen sie mit aller Deutlichkeit den Anspruch der Fürsten des nördlichen Reichsteils, dass sie mit der Wahl des Königs stets auch den zukünftigen Kaiser kürten. Die Rolle des Papstes würde sich formell auf die eines reinen Koronators reduzieren, ohne echten Einfluss auf den Kandidaten. An diesen Punkt wird sich hundert Jahre später der Approbationsstreit entzünden, wir kommen in Buch 2 darauf zurück.

Alarmiert von den Vorgängen in Deutschland, brach der Kaiser seinen Feldzug unverzüglich ab und eilte nach Norden, verbrachte den Winter in der Lombardei, wo er zahlreiche Regentschaftsaktivitäten vornahm, um sich die Unterstützung der welfenfreundlichen Kommunen Oberitaliens, darunter vor allem Mailand, zu erhalten. Erst im Laufe des Februar 1212 kehrte er in den deutschen Reichsteil zurück und hielt Mitte März in Frankfurt einen Hoftag um sich Gewissheit über seine Anhänger zu machen. Aus den vorhandenen Urkunden geht nicht hervor, dass Markgraf Albrecht in Frankfurt gewesen wäre. Dieser schien bereits in kriegerischen Verwicklungen mit den Dänen zu stehen, die ihren Einfluss auf Pommern, dass seit den Feldzügen Markgraf Ottos II. unter brandenburgische Lehnsherrschaft geraten war, erneut auszudehnen und dabei rasch Fortschritte zu machen.


Krieg gegen Dänemark & ausbrechender Thronstreit

Der Vormarsch der Dänen in Pommern und die ausbleibende Unterstützung der pommerschen Vasallen, die in Brandenburg ein ebenso großes Übel sahen, wie in Dänemark, nötigte Markgraf Albrecht II. sich noch enger als bisher an den Kaiser zu binden. Albrecht musste aus akuter Not heraus diesen Weg eingeschlagen haben, obwohl sich seit Herbst 1211 eine starke Koalition um König Friedrich von Sizilien, den Enkel Kaiser Friedrichs I. und Sohn Kaiser Heinrichs VI., formierte. Bei Albrecht muss die bislang natürliche Nähe der Askanier zu den Staufern deutlich geringer ausgeprägt gewesen sein, als bei seinen Vorfahren. Die im askanischen Haus lange Zeit gelebte Feindschaft zu den Welfen schien mit Otto II. erloschen zu sein, auch wenn Albrecht II. beim Regentschaftsantritt noch dem Staufer Philipp anhing, was damals wohl hauptsächlich dessen absehbarem Sieg über Otto von Braunschweig geschuldet war. Das Jahr 1211 brachte die ersten, noch begrenzten Rückschläge in Pommern die sich mit den 1212 wieder ausbrechenden Kämpfen zum wahren Problem ausweiteten. Die Urkundenlage ist für diese wichtige Phase erneut bedauerlich dünn. Die dänischen Fortschritte und die brandenburgischen Gegenreaktionen lassen sich nicht zufriedenstellend rekonstruieren. Wahrscheinlich kam es zu weiteren Erfolgen der Dänen unter ihrem König Waldemar, denn im Sommer 1212 ging Albrecht ein festes Bündnis mit dem Kaiser ein, der ihm im Gegenzug versprach als Vermittler gegen Dänemark zu fungieren. Sollte die Vermittlung ohne Erfolg bleiben, unterstützte ihn der Kaiser im Kampf gegen Dänemark. Albrecht II. verpflichtete sich dafür in den angrenzenden Gebieten dem Kaiser nach Kräften Beistand zu leisten.

Zu diesem Zeitpunkt kämpfte Otto IV. in Thüringen gegen Landgraf Ludwig, der auf der Burg Weißensee, nördlich von Erfurt eingeschlossen war. Während der Kämpfe kam im nördlichen Reichsteil erstmals eine völlig neuartige Belagerungsmaschine zum Einsatz, die Blide auch Tribok oder französisch Trébuchet genannt. Eine wahrhaft gigantische Wurfmaschine, die je nach Größe der Ausführung, Steingeschosse mit 50 oder mehr Kilo, 200, 300 und in Einzelfällen sogar 400 Meter weit schleudern konnte und dabei eine ganz  erstaunliche Treffsicherheit erzielte. Fast alles Belagerungsgerät wurden an Ort und Stelle von Spezialisten und ihren Gehilfen montiert, entweder aus auf Karren mitgeführten Einzelteilen oder durch bearbeitetes, in nahen Wäldern geschlagenes Holz. Die hierzu notwendigen Werkzeuge führte ein Heer stets mit. Jeder zu den Waffen gerufene Lehnsmann hatte Sorge zu tragen, dass neben Truppen, Bewaffnung, Pferde etc., auch Werkzeuge aller Arten mitgeführt wurden, um damit am Belagerungsort in großem Stil alle erforderliche Arbeiten vorgenommen werden konnten. Das Wissen um die neue Technolgie kam vermutlich über Byzanz und den Umweg der Kreuzzüge nach Europa. Das Erscheinen neuer Angriffswaffen führte stets, wenn auch mit zeitlichem Verzug, zu Gegenmaßnahmen bei der Defensive und löste ein Wettrüsten zwischen besser werdenden Belagerungswaffen einerseits und Festungstechnik anderseits aus. Die Wehrhaftigkeit der Burganlagen wuchs in dem Maße, wie die Angriffskraft der Belagerungswaffen zunahmen.

Dem Thüringer Feldzug Ottos ging am 22. Juli 1212 seine Eheschließung mit Beatrix von Schwaben voraus. Jene freimütige Stauferin, die auf dem großen Frankfurter Hoftag von 1208, anlässlich dessen die Großen des Reichs das Königtum Ottos anerkannten, als junge Frau vor die Menge trat und Sühne für den Tod ihres Vaters Philipp von Schwaben forderte. Damals wurde die Vollwaise, ihre Mutter starb wenige Woche nach dem Mann im Kindbett, mit Otto IV. verlobt, in der Hoffnung dadurch Staufer und Welfen langfristig versöhnen zu können. Vier Jahre später erfolgte also die Hochzeit.  Zu einem Zeitpunkt, wo die Kluft beider Parteien erneut aufgebrochen war. Der Kaiser glaubt durch eine bewusste Inszenierung seiner Vermählung mit der ältesten Erbin des 1208 ermordeten Königs, wankelmütige Fürsten, die mit dem staufischen Usurpator Friedrich aus alter Anhänglichkeit zur Stauferpartei sympathisierten, wieder hinter sich scharen zu können. Er versäumte in dem Zusammenhang auch nicht mit besonderen Gunsterweisungen wichtige Persönlichkeiten zu locken, so in besonderem Maße den Herzog von Bayern. Die aus Staatsräson geschlossene Ehe stand unter keinem guten Stern. Beatrix starb am 11. August, nach dreiwöchiger Ehe. Wilde Gerüchte kursierten. Eines das sich hartnäckig hielt besagte, die zierliche rund vierzehnjährige Beatrix wäre an den Folgen brutaler Entjungferung gestorben. Den Tod der staufischen Königstochter nahmen die bayrischen und schwäbischen Truppenteile vor Weißensee zum Anlass, das Belagerungsheer zu verlassen und die Heimreise anzutreten. Die Kunde vom herannahmenden Friedrich hatte sich unter den Fürsten verbreitet. Tatsächlich hatte sich Friedrich im März 1212 in Sizilien mit kleinem Gefolge auf den gefährlichen Weg nach Norden gemacht. Ermutigt wurde er von einer Delegation staufertreuer Abgesandter aus dem Reich. Durch Mittelitalien verlief sein Weg ohne Komplikationen doch in Oberitalien zeigten sich die erwarteten Schwierigkeiten mit den welfentreuen Komunen. Der Einfluss Mailands war groß und Friedrich musste zeitweise regelrecht flüchten, um nicht in Gefangenschaft zu geraten. Den Kaiser erreichte im Feldlager die beunruhigende Nachricht des Fortschritts seines Konkurrenten. Mit dem Rückmarsch der Bayern und Schwaben war es offensichtlich geworden, dass ein neuerlicher Thronstreit unausweichlich wurde. Er brach die Belagerung ab und eilte in Gewaltmärschen der oberdeutschen Grenze zu, um Friedrich abzufangen, ihm wenigstens den Zugang in den deutschen Reichsteil zu verlegen. Ein dramatisches Wettrennen fand am Bodensee sein Ende. Anfang September erreichte Friedrich deutschen Boden und bahnte sich seinen Weg Richtung Konstanz. Wenige Stunden vor dem Eintreffen des Kaisers gewährte ihm der Konstanzer Bischof Einlass in die Stadt. Der Kampf um Krone und Macht im Reich war eröffnet.

Am 5. Dezember 1212 wählten die stauferfreundlichen Fürsten in Frankfurt den jungen König von Sizilien als Friedrich II. zum neuen römisch-deutschen König. Vier Tage später, am 9. Dezember wurde er in Mainz von Erzbischof Siegfried III. von Eppstein (1194 – 1249) gekrönt. Zwei kurz Anmerkungen dazu, bevor wir uns wieder den brandenburgischen Geschicken zuwenden:

    • Die in Frankfurt vollzogene Wahl war eine Bestätigung des Votums vom September des Vorjahres, das seinerzeit in Nürnberg von nur vier versammelten Fürsten vorgenommen wurde.
    • Frankfurt als Wahlort folgte ganz der überlieferten Tradition, wohingegen Mainz statt Aachen als Krönungsort und der Mainzer Erzbischof, statt dem Kölner Erzbischof, als die Krönung und Salbung vollstreckender Geistlicher, gegen Sitte und Brauch verstieß.

Die Stauferpartei musste auf die Ersatzlösung zurückgreifen. Kaiser Otto IV. hatte im September auf die Belagerung von Konstanz verzichtet, wissend dass er fern jeder ihm freundlich gesinnten Basis operierte, worauf er sich an den welfisch gesinnten Niederrhein zurückzog und dort den Weg nach Aachen verlegte, dem symbolträchtigen Krönungsort des Reichs, wo der Thron Karls des Großen stand.

In Brandenburg bzw. an seiner nördlichen Peripherie, in Pommern, entwickelten sich die Dinge derweil weiter zum Schlimmeren. Ob Otto IV. seine Bündnisversprechungen einhielt und Unterhandlungen mit den Dänen und Pommern führte, die in zeitgenössischen Urkunden noch oft pauschal als Slawen bezeichnet wurden, ist unklar. Man muss wegen den sich seit August überstürzenden Ereignissen davon ausgehen, dass er kaum die notwendige Zeit und Gedanken für persönliche Unterhandlungen fand und diese allenfalls delegierte. Umgekehrt liegt der Verdacht nahe, dass König Waldemar von Dänemark den Abzug des Kaisers an den Bodenseee dazu nutzte, noch vor der einsetzenden Frostperiode seine erreichte Position in Pommern zu erweitern. Aus dem Jahr 1213 ist keine einzige Urkunde aus dem Leben und Wirken des Markgrafen erhalten geblieben. Dem letzten Zeugnis aus dem Jahre 1212 entnehmen wir die Aufzeichnungen des Klosters Lehnin. Vermutlich im Dezember bestätigt er darin dem Spandauer Vogt die Schenkung von zwei Hufen Land im Dorf Wustermark, westlich von Spandau, zugunsten des Klosters Lehnin. Hieraus kann entnehmen, dass die Gebiete ostwärts Brandenburgs an der Havel mittlerweile gut erschlossen waren und sich ganz offensichtlich längst intakte dörfliche Strukturen weiträumig um das östliche Regionalzentrum Spandau gebildet hatten. Dass dem wahrscheinlich schon unter Otto II. so war, könnte man aus dem Umstand ableiten, dass dieser 1198 die Mark weit über ihre bisherige Ausdehnung nach Osten erweiterte, evtl. weil sich zwischenzeitlich eine Sättigung im bisherigen Siedlungsraum bemerkbar machte und die dortigen Gebiete unter guter Kontrolle standen und einen zufriedenstellenden Entwicklungsstand aufwiesen. Markgraf Otto II. hatte den wenigen erhaltenen Dokumenten nach in dieser Zeit einige nicht näher benannte elbslawische Stämme und deren Gebiete unterworfen, wahrscheinlich östlich und nordöstliche der Prignitz. Es musste sich um bedeutende Ländereien gehandelt haben, denn er geriet darüber mit Dänemark in Konflikt, dass seine Einflusssphäre verletzt sah. In dem daraus entstandenen Krieg entstand, der wahrscheinlich im nordöstlichen Grenzgebiet der Mark geführt wurde, setzte sich Otto II. glänzend durch.

Zurück ins Jahr 1213. Es fehlt das schriftliche Zeugnis, doch geht man nicht fehl in der Annahme, dass der Krieg gegen Dänemark um Pommern den Markgrafen Albrecht unvermindert in Atem hielt. 1211 begannen die Feindseligkeiten und führten 1212 zu jenem brandenburgischen Bündnis mit dem Kaiser, über das einige Seiten zuvor berichtet wude. Da 1214 der dänisch-pommersche Krieg an mehreren Stellen eskalierte und schon nahe an den Grenzen Brandenburgs geführt wurde, ist die Vermutung, dass der Krieg auch 1213 unvermindert tobte nur zu wahrscheinlich. 1214 wurde sowohl an der unteren Oder und der nördlichen Uckermark gekämpft, wie auch an der Elbe, nordwestlich der Altmark. Ob die Kämpfe gleichzeitig, mit geringen zeitlichen Überlappungen oder nacheinander geführt wurden, ist aus den zerstückelten Berichten verschiedenster Chroniken nicht zu entnehmen. Der Markgraf musste sich währenddessen sowohl Kasimir von Demmin und Bogislaw von Stettin erwehren, wie gegen dänische Truppen. Die beiden Herzöge wollten die brandenburgische Lehnshoheit abstreifen und ihre Reichsunmittelbarkeit erlangen. In ihrem Kampf verstanden sie sich als Allianzpartner der Dänen und nicht als ehemalige oder aktuelle Vasallen des dänischen Königs. Die Lage in Pommern wurde für den Markgrafen aussichtslos. Stettin, in dem scheinbar seit den Kriegserfolgen Ottos II. eine brandenburgische Garnison lag, ging verloren und auch die nördliche Uckermark mit Pasewalk. Bei Oderberg ließ er 1212/14 auf dem nach ihm benannten Albrechtsberg eine Festung errichten. Sie sollte die äußerste nordöstliche Grenze der Mark Brandenburg nach Norden und Osten sichern. Auch im westlichen Vorpommern gingen die Erwerbungen Ottos II. Stück für Stück verloren und so blieb in dem Gebiet nur noch die kleine Region um Tollense, die schon Otto I. annektierte.

Der Kaiser ließ Albrecht entgegen aller vollmundigen Bündniszusicherungen im Stich und wandte sich mit seinem Heer stattdessen gegen den französischen König. An der Seite seines englischen Onkels, König Johann, plante er die Zerschlagung Frankreichs. Nach anfänglichen Erfolgen Johanns, die nicht ausgenutzt wurden, weil sich die Versammlung des kaiserlichen Heers unnötig in die Länge zog, erfolgte ein herber Rückschlag für den König von England. Mittlerweile war Otto IV. in Frankreich eingefallen. Nachdem sich in Flandern noch einige flandrische und englische Kontingente anschlossen, ging es in allgemeiner Stoßrichtung Paris weiter. Bei Bouvines, unweit Lille, im heutigen französisch Flandern, kam es am 27. Juli 1214 zur Schlacht, die nach mehrstündigem blutigem Ringen von König Philipp II. August für sich entschieden wurde. Der geschlagene Kaiser zog sich daraufhin nach Köln zurück. Die Niederlage hatte verheerende Auswirkungen auf sein Prestige. Im Reich sagten sich eine große Zahl Fürsten von ihm los und schlossen sich der Partei Friedrichs II. an. Währenddessen kehrte Markgraf Albrecht II. dem Kaiser nicht den Rücken, obwohl er ihn im Kampf gegen Dänemark alleine gelassen hatte und sich lieber mit seinem englischen Onkel in einen Krieg mit Frankreich stürzte. Ein Seitenwechsel zur Partei der Staufer hätte dem Brandenburger zu dieser Phase nichts gebracht. Der Einfluss Friedrichs II. machte sich im norddeutschen Raum noch nicht ausreichend bemerkbar, auch wenn mit dem Magdeburger Erzbischof ein mächtiger und politisch einflussreicher Parteigänger offen zu Friedrich II. stand. Es war zum jetzigen Zeitpunkt immer noch angebrachter weiter dem welfischen Kaiserhaus anzuhängen, das im niedersächsischen Raum und am Niedrrhein weiterhin die Kontrolle hatte. Auch die askanischen Vettern in Sachsen-Wittenberg und Anhalt hielten Otto IV. die Treue. Im Herzogtum Sachsen war im Februar 1212 der alte Herzog Bernhard III. im beachtlichen Alter von etwa 72 Jahren gestorben. Er war der letzte noch lebende Sohn Albrechts des Bären gewesen. Mit seinem Tod wurde das ostsächsische Herzogtum geteilt. Sein erstgeborener Sohn wurde als Heinrich I. Graf von Anhalt und erbte die alten askanischen Stammlande. Dem nächstgeborenen Sohn Albrecht kam der Titel eines Herzogs von Sachsen und territorial die Regionen um Wittenberg und Lauenburg zu. Er führte auch das Ballenstedter Stammwappen der askanischen Familie weiter. Das gestörte Verhältnis der Askanier untereinander schien sich in den zurückliegenden Jahren immerhin nicht weiter verschlechtert zu haben. Die Wege verliefen aber, trotz der engen Verwandtschaft, weiterhin auffallend getrennt.
Im Dezember 1214 sollte sich die markgräfliche Anhänglichkeit an den   ohnmächtiger werdenden Kaiser rächen. In Metz gab König Friedrich II. die Gebiete jenseits von Elbe und Elde, gemeint war Ostholstein sowie die Gegenden des späteren Mecklenburgs und Vorpommerns als offizielle Reichslehen an König Waldemar II. von Dänemark. Der Lehnsakt hing unmittelbar mit dem antidänischen Bündnis zwischen dem Kaiser Otto IV. und Brandenburg zusammen. Otto hatte zwar bislang keine Taten wider Waldemar folgen lassen, doch veranlasste es den dänischen König sich jetzt an den Staufer zu halten, was sich, wie man sah, schnell bezahlt machte. Der brandenburgisch-dänische Krieg war durch den Lehnsakt von Metz in keiner Weise beendet. Da Albrecht den Staufer als römisch-deutschen König nicht anerkannte, sah er keine für ihn rechtsverbindliche Grundlage, den Kampf einzustellen, so lange er sich noch in der Lage glaubte einen Erfolg erzielen zu können.

Wenden wir kurz dem Krieg gegen die Dänen den Rücken zu und werfen einen  erneuten Blick auf das brandenburgische Verhältnis zu Magdeburg. Die Schwierigkeiten rund um den Zehntstreit nebst anderen Reibungspunkten waren alle nicht beseitigt, das Verhältnis entsprechend angespannt. Mit dem Seitenwechsel des Erzbischofs, der seit seiner Ernennung erst Otto IV. anhing, bald von diesem enttäuscht, sich dem Staufer zuwandte und Friedrich II. durch sein Votum in Nürnberg im Reich hoffähig machte, waren Markgraf Albrecht II. von Brandenburg und Erzbischof Albrecht II. von Magdeburg in verfeindeten Lagern. Es hielt beide Seiten nicht davon ab, von Fall zu Fall zusammenzukommen, so 21. September 1215 in Ziesar. Beide waren hier unter den Zeugen, als der Brandenburger Bischof Balduin die Marienkirche zu Coswig, westlich von Wittenberge an der Elbe zum Kollegialstift erhob. Unter den Zeugen war auch Bischof Sigebode von Havelberg. Alle drei Prälaten reisten von hier aus weiter nach Rom, wo Papst Innozenz III. zum vierten Laterankonzil gerufen hatte. Seinem Ruf folgten nicht weniger als 71 Patriarchen und Metropoliten, 412 Bischöfe und über 900 Äbte oder klösterliche Delegierte. Ferner waren neben Friedrich II., die Könige von Frankreich, England, Aragon, Ungarn, Zypern, Jerusalem und mit Heinrich I., der lateinische Kaiser von Konstantinopel anwesend. Es wollen hier nicht auf die Einzelheiten des Konzils eingegangen werden und nur der für das Reich und den Thronstreit wichtige Passus Erwähnung finden: Der Papst erklärte den Kaiser offiziell für abgesetzt und Friedrich II. als Rechtsnachfolger auf dem römisch-deutschen Thron. Im Verhältnis der Staufer und des Papstes hatte sich mit dem jungen Friedrich II. eine grundlegende Wende vollzogen. War der tiefe Gegensatz von Papst und Staufern endgültig beigelegt?

Die Lage für Kaiser Otto IV. war zum Ausgang des Jahres 1215 verzweifelt geworden. Entscheidend hierbei war ein letztendlich erfolgloser Feldzug gegen Dänemark in Holstein. Etwa zeitgleich mit dem in Rom abgehaltenen Konzil und der Abwesenheit seines staufischen Rivalen, unternahm der Kaiser, unterstützt von seinem älteren Bruder, dem Pfalzgrafen Heinrich und Markgraf Albrecht, eine Heerfahrt nach Holstein. Zuerst ging es sich gut an, es gelang Hamburg nach Belagerung zu erobern. Als Waldemar II. aber mit einem überlegenen Heer heranrückte, zog sich der Kaiser wieder kampflos hinter die Elbe zurück und der kaum begonnene Feldzug nahm ein baldiges Ende.


Feldzug gegen Magdeburg

Aus dem Jahr 1216 ist nur eine Urkunde im Kontext mit dem Markgrafen erhalten, sie ist auf den 28. Dezember datiert. Ihre Echtheit muss bezweifelt werden, denn darin bezeugt Albrecht II. angeblich die Rechte des Bistums Brandenburg. Rufen wir uns noch einmal die Pläne des Markgrafen rund um ein exemptes Bistum in den ehemals heidnisch-slawischen Gebieten der Mark ins Gedächtnis. Das Ziel des Vorhabens war sich dadurch den dortigen Kirchenzehnten zu sichern. Auch wenn das Projekt nicht zur Vollendung kam, zog er dennoch die Einnahmen aus den betreffenden Gebieten ein. Es wäre nur schwer nachvollziehbar, weswegen er Ende 1216 dem Bistum Brandenburg dessen Rechte bestätigen sollte, die seinen eigenen Interessen entgegengesetzt standen, zumal die markgräfliche Finanzlage nach fünf Jahren Krieg zweifelsohne angespannt sein musste und der Krieg sollte sich noch ausweiten

Ende des Jahres 1216 gehörte der Markgraf zu den wenigen Fürsten die dem welfischen Kaiser die Treue hielten. Man mag sich die Frage nach dem Motiv stellen und neigt womöglich zur Antwort, dass er es mit dem Lehnseid und dem geschlossenen Bündnis besonders aufrichtig und ernst meinte. Die Aufrichtigkeit oder Ernsthaftigkeit soll nicht grundsätzlich in Frage gestellt werden, doch sollte man bedenken, dass Eigennutz der weitverbreitete Motor und Beweggrund von Bündnissen und Anhänglichkeiten war. Es darf wohl mit gewisser Sicherheit angenommen werden, dass Albrecht II. in der Verbindung für sich und seine Politik immer noch einen Nutzen erkannte. Bislang blieben seine Kernlande von kriegerischen Übergriffen verschont. Auch wenn seine Gegner, Dänemark, Pommern-Stettin, Pommern-Demmin, bisher die Sieger waren und Brandenburg seinen Einfluss in Slawien, das heißt in Vorpommern und Mecklenburg fast gänzlich verlor hatte, wurden die Kämpfe noch immer auf deren Gebieten geführt und nicht in der Mark. Unter diesen Bedingungen war seine Loyalität dem Kaiser gegenüber bisher ohne Nachteile, wenn auch ebenso ohne merkliche Vorteile. Vom jungen Staufer Friedrich wäre keine Hilfe in seinem Ringen gegen Dänemark und dessen Vasallen zu erwarten gewesen. So lange sich keine große Fürstenkoalition militärisch zusammenfand, um gegen Otto IV. und seine Verbündeten vorzugehen, und bisher blieb dies überraschend aus, war das Risiko für Albrecht überschaubar. Es war sogar so kalkulierbar, dass sich Albrecht im Spätsommer 1217 einem Feldzug des Kaisers gegen Magdeburg anschloss. Dem Markgrafen mag dieser Heerzug ins Konzept gepasst haben, konnte er auf diese Weise seinen magdeburgischen Rivalen schädigen und genau darauf schien die Auseinandersetzung ausgelegt zu sein. Mit im Konzert war der Herzog von Sachsen und der Graf von Anhalt. Erstmals seit langem waren die askanischen Linien wieder vereint im gemeinsamen Vorgehen. Von Kalbe an der Saale aus rückte das Heer des Kaisers nach Osten gegen die Elbe und überschritt, eine Furt bei Aken nutzend, nordöstlich von Köthen den Fluss. Sie drangen in ein Gebiet südlich des Jerichower Lands, westwärts des Flämings und verheerten die Gegend. Es war die alte Form der Kriegsführung. Durch Zerstörung den Gegner schädigen sowie mürbe machen und durch Plünderung sich selbst verstärken. Die Stadt Burg, Zentrum der Region und nordöstlich Magdeburgs gelegen, wurde belagert. Der erzbischöfliche Truchsess und der Burggraf von Magdeburg verteidigten die Stadt verbissen und mit Erfolg. Die Belagerer, allen voran die Kontingente des Kaisers, erlitten Verluste durch Bogen- bzw. Armbrustschützen und verzichteten auf einen Sturm. Otto brach die Belagerung ab und zog sich nach Goslar zurück. Die zuvor genutzte Furt, die wohl hauptsächlich wegen Niedrigwasser einfach verwendet werden konnte, war nach Anstieg des Wassers zu einem gefährlichen Übergang geworden und der Kaiser verlor an dieser Stelle weitere Mannen. In Goslar hob er neue Truppen aus, nachdem die Nachricht eintraf, der Friedrich II. würde ein Heer ausrüsten, um dem Erzbischof beizustehen. Schon im September eröffnete Otto IV. einen zweiten Angriff, diesmal diesseits der Elbe. Während all der Zeit war die markgräfliche Burg in Wolmirstedt, nördlich Magdeburgs, ein wichtiges Bollwerk zum Schutz der Altmark vor Gegenreaktionen des Erzbischofs. Magdeburg war ansonsten von Feinden buchstäblich eingekreist und musste die Gewalthandlungen, völlig in die Defensive gedrängt, über sich ergehen lassen. Wieder waren die Askanier beteiligt und schlossen sich bei Hamersleben dem Kaiser an. Gegen Mitte September erscheint Friedrich II. mit einer zahlenmäßig überlegenen Armee, um dem schwer ringenden Erzstift beizustehen. Der Kaiser zieht sich daraufhin nach Quedlinburg zurück, wo er von den Truppen Friedrichs II. eingeschlossen wurde. Erst jetzt, nachdem die Gefahr eines Krieges auf eigenem Gebiet zu befürchten und die Sache Ottos IV. endgültig verloren war, verließ der Markgraf und mit ihm Graf Heinrich von Anhalt und Herzog Albrecht von Sachsen den Kaiser und unterwarfen sich Friedrich II., den sie als römisch-deutschen König anerkannten und huldigten. So wie man dem Markgrafen und auch seinen Vettern bisher besondere Treue hätte nachsagen können, läge jetzt der Vorwurf der Untreue auf der Zunge. Es wurde schon erläutert, weder das eine, noch das andere traf zu. Die Bindung zum welfischen Herrscher resultierte aus den lokalen Begebenheiten des ostsächsischen Raums. Sie war 1208 dem Umstand geschuldet, dass Philipp von Schwaben ermordet wurde und im Reich dessen bisheriger Gegenspieler allgemeine Anerkennung fand. Seit 1211 bestimmte der dänische Gegensatz alle politischen Handlungen des Markgrafen und der Kaiser erwies sich, wenn überhaupt, als einzige Hilfsquelle in dem für Brandenburg schlecht verlaufenden Konflikt. Albrecht II. fühlte sich nicht auf Gedeih und Verderb an den immer machtloser werdenden Monarchen gefesselt und behielt sich den Abfall als Option vermutlich von Beginn an in der Hinterhand.


Frieden mit Dänemark

Albrecht II. stand im Spätjahr 1217, isoliert und aller Hilfen beraubt, vor der Situation den gegen Dänemark beenden zu müssen, wollte er nicht auch noch die letzten mecklenburgisch-pommernschen Reste verlieren. Seine bisherigen Ansprüche auf Pommern waren militärisch nicht mehr durchsetzbar.
Auch mit Magdeburg musste ein Vergleich gefunden werden. Nach den Ereignissen des Sommers, war das Verhältnis zum Erzbischof mehr denn je belastet. Als erste nachweisbare Begütigungsmaßnahme trat er die Vogtei in den Dörfern Zernitz bei Zerbst und Dodewiz, heute nicht mehr existent, an den Erzbischof ab. Sie gehörten zur Nikolaikirche in Magdeburg und die brandenburgischen Markgrafen waren schon lange deren Vögte gewesen. Erstaunlicherweise verbesserte sich das Verhältnis zum Erzstift in der  Folgezeit.
1218 ist nichts Schriftliches über das Wirken Albrechts II. erhalten und doch ist  Jahr interessant, denn es brachte das unrühmliche Ende des Kaisers. Während im Herbst des Vorjahres das Heer Friedrichs II. zerstörend über die welfischen Kernlande hinweggezogen war, lag er eingeschlossen in Quedlinburg, unfähig zu einer Gegenreaktion. Diesem Schicksal waren die vormaligen askanischen Verbündeten durch ihren Seitenwechsel ins Lager Friedrichs II. rechtzeitig entgangen. Vor dem heraufziehenden Winter brach Friedrich die Belagerung Quedlinburgs ab, zog nach Süden und löste das Heer auf. Kaiser Otto starte von seinen Erblanden aus bereits im Folgejahr gegen Aschersleben einen Rachefeldzug, führte alles Korn nach Quedlinburg fort und brannte die Stadt des Grafen Heinrich von Anhalt nieder. Anfang Mai begab er sich einer Gewohnheit folgend auf die vor wenigen Jahren erst erbaute Harliburg, um dort eine Trankkur zu absolvieren. Der Chronist und Augenzeuge der Geschehnisse, Abt Friedrich von Walkenried, erwähnt in seinem Narratio de morte Ottonis IV. imperatoris einen als Medizin verabreichten Drunk, vermutlich unter anderem aus Bärlauchextrakt, der unerwartet zu heftigen und anhaltenden Durchfällen führte. Wurde der Kaiser absichtlich vergiftet oder hatten sich, für den Laien ähnlich aussehende Maiglöckchen, gar Herbstzeitlosen, die blutigen Durchfall erzeugen, in der Mixtur befunden? Seine Dienstmannen schafften den schwer erkrankten Monarchen auf die Harzburg um ihn von dort etappenweise nach Quedlinburg oder Braunschweig zu transportieren. Entkräftet und dehydriert, wurde die Harzburg seine letzte Station. Hier verfasste er kurz vor dem Tod sein politisches Testament und setzte seinen älteren Bruder Heinrich zum Universalerben und Testamentsvollstrecker ein. Es war das erste schriftliche Testament eines römisch-deutschen Kaisers das überliefert ist. Die Welfen waren bei der Kodifizierung im Reich Vorreiter, womit der Nachwelt ein reicher Schatz wichtiger Einblicke aus dieser Zeit ermöglicht wurde. Otto führte fast zwei Jahrzehnte Kriege um den Thron. Auf die zehn Jahre des ersten Deutschen Thronstreits, folgten nur wenige Jahre der Alleinherrschaft, bevor er sich wegen seiner Ambitionen in Unteritalien mit Papst Innozenz III. überwarf und gebannt wurde, worauf mit dem Staufer Friedrich, dem jungen sizilianischen König, Enkel Barbarossas, Sohn des letzten Kaisers, Neffe Philipps von Schwaben, ein Gegenkönig gekürt wurde. Es folgten erneut Jahre des Kriegs, sowohl im Reich wie außerhalb davon, gegen Frankreich. Auf dem Höhepunkt seiner Macht hatten ihm die Könige von Polen und Ungarn gehuldigt, bevor er aus der Höhe seiner kaiserlichen Autorität in bodenlose Tiefen stürzte und ein rasches, trauriges Ende nahm. Bis fast zuletzt stand Markgraf Albrecht II. von Brandenburg an seiner Seite, mit dem er ein Bündnis eingegangen war, bevor auch dieser ihn verließ, um sich des Zorn des jetzt etablierten römisch-deutschen Königs zu entziehen. Ottos Leichnam wurde in Braunschweig im Beisein weniger verbliebener Lehnsmänner beigesetzt.
Mit dem Tod des Kaisers war der Weg frei für Friedrich II. den Thron des römisch-deutschen Reichs ungeteilt in Besitz zu nehmen. Albrecht II. war durch den Tod Ottos IV. von möglichen Rachezügen des Welfen gegen die Altmark enthoben. Blieb nur noch Dänemark als letzter Alpdruck übrig und hier kam der am 16. Juli 1216 zum Papst gewählte Honorius III. (1148 – 1227) als Helfer ins Spiel. Wir müssen ausholen um den Zusammenhang darzustellen. Ein weiteres Mal müssen wir Heinrich den Löwen bemühen. Dieser hatte vier Söhne, drei davon spielten eine Rolle. Zunächst der erstgeborene Heinrich, späterer Pfalzgraf bei Rhein, Otto von Braunschweig, der spätere Kaiser Otto IV. und Herzog Wilhelm von Lüneburg. Nach dem Tod Ottos IV., erbte Pfalzgraf Heinrich die Güter des Kaisers. Wilhelm, Herzog von Lünburg, starb 1213 noch vor dem Kaiser. Dessen 1204 geborener Sohn Otto, den man das Kind nannte, war zum Zeitpunkt von Wilhelms Tod noch unmündig, weswegen vorerst die Mutter die Regenschaft in Lüneburg übernahm. Die Mutter, Helena von Dänemark, war das sechste von sieben Kindern des dänischen Königs Waldemar I. und eine jüngere Schwester des seit 1202 regierenden Waldemar II. Der kleine Lüneburger Herzog verbrachte immer wieder einige Zeit am dänischen Hof und der königliche Onkel fand Gefallen an dem aufgeweckten Jungen.
Der Brandenburger Markgraf suchte nach einem Weg den Krieg mit Dänemark beizulegen und glaubte mit einem einem Heiratsprojekt die Sache bewerkstelligen zu können. Zur Beilegung des für ihn aussichtslos gewordene. Krieges sollte Tochter Mechthild, sein erstgeborenes Kind, mit jenem Otto von Lüneburg vermählt werden. Dem Vorhaben stand eine Verwandtschaft vierten Grades im Wege. Wir rufen uns nochmal die Ahnen beider Häuser ins Gedächtnis. Sowohl das welfische, wie das askanische Haus, war in direkter Linie mit Herzog Magnus von Sachsen verwandt, dem letzten Vertreter aus dem Hause Billungen. Seine beiden Erbtöchter heirateten je einen Welfen und einen Askanier womit jeweils ein Teil des billungischen Allodialguts an die beiden Häuser ging. Die Askanier traten dadurch aus dem Kreis der sonstigen Kleingrafen der Region heraus, während die ursprünglich aus Oberschwaben stammenden Welfen im norddeutschen Raum Fuß fassten. Im Zusammenhang vorerwähnter Verwandtschaft der Heiratskandidaten, kommt Papst Honorius III. ins Spiel, der zu dieser Verbindung seinen Segen geben und musste und Dispens erteilte, was er letztendlich auch tat. In einem am 26. Mai 1219 an Bischof Christian von Preußen gerichteten Brief erläutert der Papst seine Gründe. Ein wenig muss nochmal ausgeholt werden. Besagter Christian, erster Bischof Preußens, war Zisterzienser und stammte aus dem Kloster Oliva, ganz in der Nähe des späteren Danzigs. Oliva wurde zum Stützpunkt der ersten Missionarstätigkeiten des Bischofs im Gebiet der westbaltischen Prußen. Im Jahre 1217 ersuchte der Bischof den Papst einen Kreuzzug gegen die heidnischen Prußen auszurufen. Es zeigte sich, dass die baltischen Stämme zwischen Weichsel und Memel äußerst widerstandsfähig waren und den Angriffen, vor allem des Herzogs von Masowien, mit großem Erfolg widerstanden. Der Papst erhoffte sich durch die Beilegung des jahrelangen Kampfes zwischen Dänemark und Brandenburg, beide Regenten für den gemeinsamen Kampf gegen die Heiden gewinnen zu können.
Das Hochzeitsprojekt mit den Welfen kam zustande. Die Formalitäten der Eheschließung wurden vereinbart, gefolgt von der Verlobung. Die eigentliche Hochzeit kam erst verhältnismäßig spät im Jahre 1228 zustande. Der erhoffte Friedensschluss mit Dänemark kam noch in der ersten Hälfte des Jahres 1219 zustande und beendete den für Brandenburg äußerst unvorteilhaft verlaufenen Krieg. Dänemark setzte sich im südewestlichen Ostseeraum als Lehnsherr über Vorpommern fest und verdrängte in dieser Hinsicht das unterlegene Brandenburg. Die Friedensbedingungen sind nicht überliefert, man kann aber annehmen, dass Dänemark selbst froh um den Friedensschluss war und auf dem derzeitigen Status Quo der Frieden vereinbart wurde. Die Beziehungen zum lpneburgischen Welfenhaus war seit dem Eheprojekt vortrefflich, worauf noch im kommenden Kapitel eingegangen wird. Herzogin Mechthild unterhielt zeitlebens engen Kontakt zu ihren jüngeren Brüdern in der Mark. Ihre eigenen Kinder ließ sie im altmärkisch-brandenburgischen Salzwedel erziehen, wo zu diesem Zeitpunkt eine der märkischen Residenzen lag. Möglicherweise ist sie selbst dort aufgewachsen, weshalb der ans Lüneburgische angrenzende Ort von ihr dazu bestimmt wurde. Albrechts Nachfolger, seine Söhne Johann I. und Otto III., verließen komplett die antidänische Politik von Onkel und Vater. Aus dem ehemaligen Feind im Norden, wurde so etwas wie ein Partner.


Der Schlussakkord

Im Juli 1219 erscheint Albrecht erstmals auf einer königlichen Urkunde Friedrichs II. unter den Zeugen. Der König bestätigte darin der Stadt Goslar ihre bisherigen Privilegien. In einer weiteren Urkunde auf der Albrecht als Zeuge erscheint, anerkennt Friedrich die von seinen Eltern vergebenen Rechte des bei Palermo liegenden und zum Deutschen Orden gehörenden Klosters zur Heiligen Dreifaltigkeit (St. Trinitas).
Noch im gleichen Jahr bewilligen der Markgraf von Brandenburg sowie sein zukünftiger Schwiegersohn, Herzog Otto I. von Lüneburg, dem Bischof von Preußen eine jähreliche Rente von 20 Mark Silber. Weiter sagen sie ihm verschiedene Freiheiten und Privilegien zu.
Eine 1219 in Salzwedel ausgestellte Urkunde ist von Interesse. Darin belehnt Albrecht II. den Grafen von Schwerin mit Burg und Dorf Lenzen im Grenzgebiet der Nordprignitz ins spätere Mecklenburgische hin. Es machte den Grafen dadurch zum Lehnsmann des Markgrafen, womit immerhin ein geringer Rest Einfluss im mecklenburgisch-pommerschen Raum für Brandenburg erhalten blieb. Der üblichen Lehnsformel nach gelobte Graf Heinrich dem Markgrafen und dessen Nachfolger gegen jedermann zu verteidigen, einzige Ausnahme war Dänemark. Wir dürfen aus dieser Sonderklausel schließen, dass es entweder als eine Grundbedingung von den Dänen vorgegeben wurde oder der Markgraf hatte von sich aus diesen Passus als wohlmeinendes Signal Richtung des dänischen Königs eingebaut. Im Falle eines neuerlichen brandenburgisch-dänischen Krieges, verpflichtete sich der Schweriner Graf, die Burg das dazugehörende Dorf und die Zölle wieder an den Markgraf abzutreten, damit dieser die Wehranlage in Kriegszustand versetzen konnte. Nach Beendigung des Konflikts würden gegen Begleichung der Baukosten, die Liegenschaften an den Grafen von Schwerin zurückgehen. Diese Lehnsvereinbarung ist das wichtigste Indiz, dass es 1219 tatsächlich zum Frieden mit Dänemark gekommen sein muss, auch wenn kein diesbezügliches Zeugnis erhalten blieb.

Markgraf Albrecht II. regierte knapp 15 Jahre in Brandenburg, etwas länger als sein 1184 verstorbener Vater aber kürzer als sein Bruder Otto II., der mehr als 20 Jahre die Geschicke der Mark leitete. Gut acht Jahre führte Abrecht gegen Dänemark einen Verteidigungskrieg. Zu Anfang noch mit Erfolg, verlor er mehr an mehr an Boden und war schließlich gezwungen den Konflikt beizulegen, um schlimmeres zu verhüten. Er büßte gegen Dänemark und die pommernschen Herzöge nahezu den kompletten Einfluss auf Pommern ein.

Am 25. Februar 1220 starb er im Alter von rund 43 Jahren nicht eben jung, aber auch selbst die Zeit nicht sonderlich alt. Die Umstände seines Todes blieben unbekannt. Er konnte den erst 1219 geschlossenen Frieden mit Dänemark nicht mehr lange auskosten. Da keine Quelle irgendwelche Andeutungen machen, kann von einem natürlichen Tod ausgegangen werden. Albrecht wurde im Kloster Lehnin beigesetzt, der askanischen Grablege in Brandenburg. Neben dem Krieg gegen das nordische Reich, dass während seiner Regentschaft die bislang größte Ausdehnung nach Süden erreichte, waren die beiden Thronstreits die zentralen Themen seiner Regierungsjahre. Zuerst den Staufern anhängig, trat er nach der Ermordung Philipps von Schwaben auf die Seite des Welfen Otto IV. über, den er als einer der letzten Verbündeten im Frühherbst 1218 verließ, um sich erneut auf die Seite eines staufischen Königs zu stellen. Es ist unklar, ob er in seiner Regierungszeit eigene Gebietserwerbungen machen konnte, zumindest förderte er den Landesausbau in den Gebieten ostwärts der Havel bis hin zur Oder. Mit der Errichtung des festen Platzes Oderberg, ist spätestens unter Markgraf Albrecht die Oderlinie erreicht und dauerhaft gehalten worden.
Als Albrecht starb, waren seine beiden Söhne Johann und Otto beide noch im Knabenalter. Die Mark erlebte dadurch ihr erstes Interregnum.


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